Unterrichtsreihe: ordnen – gliedern – Gliederung anfertigen

Ordnen (eine Gliederung anfertigen)

Dass man seine Gedanken ordnen kann, ist eine für das ganze Leben bedeutsame Fähigkeit; deshalb muss sie sorgfältig erlernt und immer wieder geübt werden. Allen Lehrern leuchtet das ein, nicht aber unbedingt den Schülern in Klasse 8. Deshalb ist unsere erste Aufgabe, ihnen zu dieser Einsicht zu verhelfen: „Ordnung ist das halbe Leben!“ (Vgl. die Bemerkungen Karl Preuskers in seiner Autobiografie zum Nutzen des Klassifizierens, 1871, S. 21!) In „Dichtung und Wahrheit“ (HA 9, S. 32 f.) erzählt Goethe übrigens, dass ihm „[i]n theoretischen Dingen, Chrien [Gliederungen] und dergleichen“, niemand voraus war; das klassische, aus der Antike stammende Schema zur Abhandlung eines Themas war: quis? quid? cur? contra, simile et paradigmata, testes (wer? was? warum? Einwände, Ähnliches und Beispiele, Zeugen = Autoritäten).

     Die Bedeutung der Ordnung kennen Schüler auch dann, wenn sie es nicht zugeben: Wenn sie einkaufen gehen oder wenn sie eine Sammlung von Musikstücken verwalten, bringen sie Ordnung in die Reihenfolge ihres Tuns oder des Aufbewahrens. Auch andere Leute bringen Ordnung in ihre Sachen, damit wir uns darin zurechtfinden. Als Beispiel nenne ich die Kleinanzeigen in der Samstagszeitung: Wie könnte man in fünf bis zehn Seiten Anzeigen das finden, was man sucht (eine Wohnung, einen Roller, eine Putzfrau), wenn sie nicht geordnet wären? An dieses Wissen kann man anknüpfen, wenn man den Schülern plausibel machen will: Wir müssen unsere Gedanken ordnen, damit unsere Hörer oder Leser sich besser darin zurechtfinden. Das war übrigens bereits in der antiken Rhetorik ein fundierte Einsicht: Die Rede muss eine Ordnung haben (s. „Rhetorik“ in der wikipedia).

     Bereits bei der Zuordnung von Elementen zu einem Oberbegriff (Menge) kann es Schwierigkeiten geben, wie sich nicht nur bei der Definition von „Obst“ zeigt: Das Fischfossil Tiktaalik roseae weist schon typische Anpassungen an das Landleben wie einen beweglichen Kopf, einen stabilen Brustkorb sowie funktionsfähige Schultern, Ellenbogen und Teile von Handgelenken auf. Zu Deutsch: Begriffe kann man deshalb so klar unterscheiden, weil sie von den Ereignissen in der Welt „abstrahiert“ sind. 

     Für die Anforderungen an einen guten Aufsatz habe ich den Merksatz von den vier S gefunden: 
suchen (schauen), sammeln (notieren, mit Belegen),
 sortieren (gliedern), schreiben. 
In dieser Reihenfolge sollen Schüler zu arbeiten lernen; auch die Phasen des Sammelns und Sortierens sollen dokumentiert werden (zu Deutsch: 1. Konzept oder Schmierblatt vorlegen; im Abitur ist es ein Bestandteil der Klausur und wird bei der Seitenzählung vom Lehrer mitgezählt; 2. eine Gliederung anfertigen).

     Die einzige echte Streitfrage, die es beim Gliedern gibt oder geben kann, lautet: Genügt eine mind map, bietet sie sogar Vorteile, oder sollte man eine ausformulierte Gliederung vorlegen? Für die Ideensammlung genügt eine mind map; um einen Aufsatz zu schreiben, muss man eine Gliederung in Satzform anfertigen. Diese „unmoderne“ These will ich begründen.

     Eine mind map ist eine Sammlung von Stichworten, die durch Striche miteinander verbunden und farblich voneinander unterschieden werden können. Warum genügt das als Vorlage oder Konzept nicht für Schüler, wenn sie einen Aufsatz schreiben sollen?

1. Stichworte regen nur zu Assoziationen an, sind aber keine Gedanken; ein Gedanke wird in einem Satz ausgesprochen – das Stichwort ist nur „ein Satz voller Leerstellen“. Dem Stichwort fehlt das Verb mit seinen Objekten, mit möglichen Adverbialen; man mag sie vielleicht mitdenken oder ahnen, aber sie sind nicht fixiert.

2. In der mind map ist über den Rang und die Reihenfolge der Stichworte nicht entschieden, sie stehen gleichberechtigt nebeneinander. (Wenn eine Schweizer Anleitung fürs mindmapping sagt, man solle mit Oberbegriffen anfangen, dann ist das für Profis vielleicht ein brauchbarer Ratschlag, aber nicht für Schüler: Was die Oberbegriffe sind, müssen sie mühsam herausfinden!) Gliedern heißt, die zentralen Gedanken in Satzform festhalten und den Rang bzw. eine sinnvolle Abfolge dieser Sätze festlegen.

3. Wenn man ganz viel Übung im Gliedern hat, mag man auch mit Stichworten, bei denen man sich etwas denkt, die man einander zuordnet und nummeriert, auskommen – Schüler sind mit einem solchen Verfahren überfordert. Sie müssen ganz solide lernen, Gedanken zu formulieren und zu ordnen. „So entspricht denn ein korrekter Satz stets einem klar gefassten Gedanken.“ (Arthur Brühlmeier: Menschen bilden, 2008, S. 190)

 

Die Materialien, die ich Ihnen anbiete, stammen aus meinem eigenen Unterricht. Die Aufgabenstellungen sollen den Bereichen entstammen, die Schüler kennen; vielleicht fallen Ihnen bessere Themen ein. Eine Musterlösung ist beim Thema gegeben: Was bedeutet Freundschaft für junge Menschen? Bei den anderen Themen gibt es Lösungen, die in meinem Unterricht vorgetragen worden sind – sie sind nur begrenzt musterhaft; sie könnten Ihnen auch dazu dienen, Lösungen anderer Schüler zu diskutieren.

     Daneben gibt es Ratschläge für das Finden von Einleitung und Schluss sowie für die Überleitungen zwischen den einzelnen Hauptgedanken; außerdem habe ich einige Anregungen formuliert, mit welchen Techniken man Ideen finden kann – vielleicht finden oder kennen Sie weitere hilfreiche Techniken. Ich meine jedenfalls, dass sich bestimmte Denkschemata dazu eignen, größere Gedankenkomplexe zu formen, also auch Lücken darin zu füllen.

     Eine Reihe von Gliederungen (zur Überprüfung und Diskussion) finden Sie unter http://www.doktus.de/tagsuche/gliederung.html, aber auch in diesem Blog unter dem Tag gliedern.

 

Die Fähigkeit „Ordnen (eine Gliederung anfertigen)“ ist so wichtig, dass sie eine eigene Unterrichtsreihe erfordert; dass man die zugehörigen Arbeitsblätter nummeriert (oder datiert) und später immer wieder darauf zurückgreift. Das ist am Gymnasium bis zum Abitur erforderlich, wie die Praxis zeigt; mir haben übrigens auch schon ehemalige Schüler berichtet, dass sie auf die Arbeitsblätter unseres Aufsatzunterrichts in Klasse 8-10 noch an der Uni mit Gewinn zurückgreifen. Was will man mehr?

 

1. Ordnung ist das halbe Leben                                            Arbeitsblatt

* Du hast dir alphabetisch notiert, was du einkaufen willst:

Apfelsaft (bei Rewe)

Brötchen (beim Bäcker)

Cola (bei Rewe)

Eier (bei Aldi)

Kartoffeln (bei Aldi)

Nudeln (bei Aldi)

Nutella (bei Rewe)

Schokolade (bei Aldi)

Wenn du die Liste siehst, weißt du, dass die alphabetische Reihenfolge hier nichts nützt; denn

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

Du wirst also eine zweite Liste schreiben, in der es nur drei leitende Anweisungen gibt:

1. _____________________

2. _____________________

3. _____________________

 

* Vielleicht hast du eine Sammlung von Musikstücken – nach welchen Gesichtspunkten hast du sie geordnet?

_____________________________________________________________________________________________________________

_____________________________________________________________________________________________________________

 

* Die Kleinanzeigen in der Samstagszeitung, die über viele Seiten gehen, sind geordnet – andernfalls würde man beim Suchen verrückt. Schau in eine Samstagszeitung und notiere die Rubriken der Kleinanzeigen:

____________________________________________________________________________________________________________

____________________________________________________________________________________________________________

Die einzelnen Sparten der Kleinanzeigen sind wieder geordnet, aber nach verschiedenen Gesichtspunkten. So werden die angebotenen Gebrauchtwagen nach ________________ geordnet. Wohnungen werden nach __________________________________ geordnet angeboten; wenn man dagegen im Internet sucht, kann man Wohnungen auch nach den Mietkosten oder nach der Lage sortiert suchen. Die Anzeigen „Bekanntschaften und Heiratswünsche“ sind je nach Zeitung verschieden geordnet; schau möglichst in zwei Zeitungen und notiere die Ordnung dieser Anzeigen:

_____________________________________ / ________________________________

_____________________________________ / ________________________________

_____________________________________ / ________________________________

 

Sortieren und zuordnen: Ein guter Redner kann…                  Arbeitsblatt

Von einem guten Redner – Lehrer, Schüler, Bundeskanzler, Pastor, Mafiaboss – erwartest du, dass er dir etwas zu sagen hat und dich nicht langweilt. Aber wie macht er das? Wir überlegen am besten einmal, was ein guter Redner tun oder beachten muss:

– Er bleibt beim Thema und schweift nicht ab.

– Er spricht langsam.

– Er macht beim Sprechen Pausen.

– Er setzt Medien (Tafel, Film, OHP…) ein, um etwas anschaulich zu zeigen.

– Er spricht laut und deutlich.

– Er bildet kurze Sätze, die man überblickt.

– Er berücksichtigt auch mögliche Einwände.

– Er kann mit seinem Medium umgehen, macht keinen „Murks“.

– Er schaut seine Zuhörer an und klebt nicht an einem Konzept oder Buch.

– Er baut seinen Vortrag klar und übersichtlich auf.

– Er macht am Anfang klar, worauf er hinaus will.

– Er bewegt den Körper und seine Hände, er steht nicht wie ein Pfahl da.

– Er bildet ganze Sätze und führt Gedanken zu Ende.

– Er rennt nicht wild herum.

– Er argumentiert richtig und macht keine Denkfehler.

– Er macht dir klar, wieso seine Überlegungen für dich wichtig sind.

– Seine Handschrift ist gut lesbar, die Bilder und Skizzen sind verständlich.

– Er hört beizeiten auf und startet „beim Landen“ nicht dreimal durch.

Du weißt als gestresster Zuhörer sicher noch mehr, was ein guter Redner kann, etwa

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

_______________________________________________________________________

So. Nun haben wir zwar eine Liste mit Merkmalen des guten Redners; aber wenn du eine Rede überprüfen und einen Redner beraten willst, hilft dir diese Liste noch nicht wirklich, weil da alles wie Kraut und Rüben durcheinander steht. Du musst die Merkmale ordnen, damit du die Liste wirklich brauchen kannst. Daraus ergibt sich die Bitte oder Aufgabe:

Suche übergeordnete Gesichtspunkte zu den Sätzen über den guten Redner,

formuliere sie möglichst in einem ganzen Satz und ordne die einzelnen Aussagen über den guten Redner (Liste oben) diesen Gesichtspunkten zu.

     Da wir schon ´mal beim Thema sind: Wenn du möchtest, kannst du deinem geliebten Deutschlehrer in freundlicher Form sagen, was er beachten sollte, um den Kriterien eines guten Redners gerecht zu werden – noch besser gerecht zu werden als bisher, versteht sich: Das ist die zweite Aufgabe.

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Lösungserwartung:

Ein guter Redner hat geplant, was er sagt:

* Er berücksichtigt auch möglich Einwände.

* Er baut seinen Vortrag klar und übersichtlich auf.

* Er macht am Anfang klar, worauf er hinaus will.

* Er argumentiert richtig und macht keine Denkfehler.

* Er bildet ganze Sätze und führt Gedanken zu Ende.

Ein guter Redner wendet sich den Hörern zu:

* Er schaut seine Zuhörer an und klebt nicht an seinem Konzept oder Buch.

* Er macht dir klar, wieso eine Überlegungen für dich wichtig sind.

Ein guter Redner erleichtert durch die Art, wie er spricht, das Zuhören:

* Er bleibt beim Thema und schweift nicht ab.

* Er spricht langsam.

* Er macht beim Sprechen Pausen.

* Er spricht laut und deutlich.

* Er bewegt den Körper und die Hände, er steht nicht wie ein Pfahl da.

* Er rennt nicht wild herum.

Ein guter Redner setzt Medien gekonnt ein:

* Er setzt Medien ein, um etwas anschaulich zu zeigen.

* Er kann mit dem Medium umgehen, macht keinen „Murks“.

* Seine Handschrift ist lesbar, die Bilder und Sätze sind verständlich.

 

Weitere Anforderungen wären etwa:

* Er macht gelegentlich einen Scherz.

* Er spricht bildhaft und gebraucht Vergleiche.

* Er knüpft an das Vorwissen und di Erfahrungen der Hörer an.

* Er bezieht sich auf aktuelle Probleme.

 

Wenn man die Unterpunkte diese Ordnung noch einmal ordnet, hat man den Hauptteil der Gliederung des Aufsatzes: Was muss ein guter Redner beachten und können.

Sie können auch auf die Vorgabe verzichten und selber mit den Schülern zunächst die Aussagen der Liste „Ein guter Redner kann…“ sammeln, um sie dann zu ordnen.

 

(Arbeitsblatt)      Beispieltext, mit Aufgabenstellung:

Es ist Schülerzeit

Was ist guter Unterricht? Ergebnisse der Schulforschung

Nicht erst seit Veröffentlichung der PISA-Studie wird in Wissenschaft und Schule über die Frage diskutiert, was guten Unterricht ausmacht. Fünf Jahrzehnte Forschung haben mittlerweile eine tragfähige Basis von Wissen über wirksame Lehr- und Lernstrategien hervorgebracht, das jüngst in einer Schriftenreihe der UNECSO (Educational Practices Series) zusammen getragen wurde. Als besonders wirksam haben sich dabei die folgenden Verfahrensweisen erwiesen:

Orientierung über den Lehrstoff geben

Schülerinnen und Schüler müssen wissen, worum es in der Stunde geht, damit sie für wichtige Fragen sensibilisiert werden. Es ist deshalb wichtig, dass sie zu Beginn des Unterrichts einen Überblick darüber erhalten, wie der Lehrstoff strukturiert ist, was er mit den früheren Stunden zu tun hat, was die wichtigsten Aktivitäten und Schritte in der Stunde sind und welche Bedeutung das zu Lernende z.B. für ihr Alltagsleben hat.

An vorhandenem Wissen anknüpfen

Günstig ist es, wenn das bisher Gelernte als Ausgangspunkt für neue Lernprozesse genutzt wird. Lehrkräfte können z.B. Arrangements schaffen, in denen sich die Schülerinnen und Schüler mit ihrem vorhandenen Wissen auseinandersetzen müssen. Förderlich ist es auch, wenn die Lernenden vorbereitende Aufgaben für neue Inhalte in Angriff nehmen.

Aktives Lernen ermöglichen

Für die Schülerinnen und Schüler müssen Arrangements geschaffen werden, die sie herausfordern aktiv zu lernen. Die Bearbeitung von Aufträgen in außerschulischen Einrichtungen kann dazu genauso beitragen wie die gemeinsame Entwicklung und Diskussion alternativer Problemlösungen sowie das Lernen, Beobachten und Erkunden in Projekten. Wichtig ist auch, dass sie häufiger selbst über Lernwege entscheiden und dass sie immer wieder aufgefordert werden, ihre Antworten zu begründen und das Gelernte zu analysieren und zu bewerten.

Das Gelernte häufig anwenden und üben

Zum Ausschärfen und Modellieren von Fähigkeiten müssen Schülerinnen und Schüler das Gelernte in für sie interessanten Anwendungskontexten üben. Übungen müssen vor allem über die Zeit verteilt und bei späteren Aufgaben immer wieder eingestreut werden. Auch die Anwendung des Gelernten in anderen Fächern ist eine sehr nachhaltige Übung.

Schülerinnen und Schüler in Gruppen lernen lassen

Gruppenarbeit hat für Schülerinnen und Schüler viele Vorteile, weil sie näher an die Inhalte herankommen und mehr Chancen haben, ihre Kompetenzen zu erproben. Sie ist vor allem wirksam, wenn Schülerinnen und Schüler die Aufgaben untereinander aufteilen, ihre Lösungsstrategien anderen gegenüber offen legen und erläutern und sich gegenseitig Feedback und tutorielle Hilfe geben.

Das eigene Lernen überwachen

Schülerinnen und Schüler benötigen Strategien, mit denen sie ihr Lernen selbst steuern und kontrollieren können. Sie müssen dabei nicht nur lernen, wie man die eigene Arbeit plant, bei Problemlösungen vorgeht oder mit anderen produktive Gespräche führt, sie brauchen auch häufiger Gelegenheit, das Gelernte mit eigenen Worten zusammenzufassen und regelmäßige Rückblicke auf ihr Lernen durchzuführen.

Lernaktivitäten und -fortschritte analysieren und Rückmeldung geben

Um das Lernen zu unterstützen, müssen sich Lehrkräfte über die Lernschwierigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler genau informieren. Schülerinnen und Schüler brauchen Hinweise, die ihnen helfen, ihre Fehler zu verstehen, sie brauchen Rückmeldungen, um ihre Lernleistungen zu verbessern.

Interesse am Lernen der Schülerinnen und Schüler zeigen

Von besonderer Bedeutung ist ein positives Lernklima. Lehrkräfte müssen an die Fähigkeiten  ihrer Schülerinnen und Schüler glauben, sie müssen Anerkennung zeigen und nach interessanten Aufgabenstellungen suchen. Schülerinnen und Schüler müssen angstfrei Fragen stellen können und Gelegenheit haben, nicht verstandene Inhalte auf unterschiedlichen Wegen zu wiederholen.

All diese Ergebnisse verweisen darauf, dass in einem erfolgreichen Unterricht die Lehrkräfte sich vor allem förderungsorientiert und nicht in erster Linie vermittlungs- und bewertungsorientiert zeigen. In einem guten Unterricht haben die Lehrkräfte Interesse am Weiterkommen der Schülerinnen und Schüler, sie legen viel Wert auf Zuwendung und Unterstützung. Ihr Unterricht ist dabei curricular so ausgerichtet, dass Sinnzusammenhänge entstehen, d.h. dass die Inhalte miteinander vernetzt sind und die Schülerinnen und Schüler immer auch die Anwendung der Inhalte mitlernen.

Hans Haenisch

© forum schule, Landesinstitut für Schule, Soest

   (Zur Sache vgl. http://www.member.uni-oldenburg.de/hilbert.meyer/9290.html 

   http://www.edu.lmu.de/spe/downloads/WasIstGuterUnterricht.pdf

   http://lehrerfortbildung-bw.de/faecher/mathematik/gym/fb1/modul7/unterricht/merkmale/guter_unterricht_2_1.pdf

   http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE13/HOMEPAGE/DOLLASE/Unterricht_Krefeld.pdf)

Aufgabe:

Lies den Aufsatz Hans Haenischs zweimal durch.

Nenne nach deiner Einsicht die Merkmale guten Unterrichts (in Satzform) und ordne sie nach der Wichtigkeit.

 

(Andere Möglichkeiten, die Merkmale zu ordnen:

– nach dem zeitlichen Verlauf des Unterrichtens?

– nach den Anforderungen an Lehrer / an Schüler / an Arbeitsbedingungen?

– nach der Schwierigkeit, die Merkmale zu verwirklichen?

Gibt es weitere Möglichkeiten, die Merkmale zu ordnen?

Gibt es eine beste Ordnung?)

 

Eine Schülerlösung zur Aufgabe:

1 Es sollte immer ein gutes Lernklima herrschen.

2 Schüler müssen angstfrei Fragen stellen können.

3 Die Lehrer müssen mit den Schülern an interessanten Anwendungskontexten die Fähigkeiten der Schüler üben.

4 Lehrer müssen sich förderungsorientiert zeigen und nicht in erster Linie vermittlungs- und bewertungsorientiert.

5 Schüler brauchen Hinweise, damit sie ihre Fehler verstehen.

6 Die Schüler müssen am Beginn der Stunde einen Überblick über die Stunde erhalten.

7 Lehrer müssen ihre Schüler in Gruppen arbeiten lassen.

 

Zur Bearbeitung der Lösung:

– Ist sie vollständig?

– Ist sie richtig?

– Ist die Reihenfolge der Merkmale angemessen?

– Darf man Merkmale guten Unterrichts mit dem Modalverb „müssen“ umschreiben (statt in einfachen Aussagen, z.B. „2 Schüler können angstfrei Fragen stellen.“)?

 

 

Beispiel für die Vorbereitung einer Gliederung                                                       Arbeitsblatt

und für den Unterschied zwischen Stichwörtern (mind map) und Sätzen

 

Thema: Freundschaft

Aufgabenstellung:

1. Oberbegriffe suchen und ordnen,

2. den damit jeweils gemeinten Gedanken in einem Satz formulieren.

 

1. Begriffe:

Vertrauen

Hilfsbereitschaft

Zusammenhalt

Respekt

Konflikte

Geborgenheit

Lebensfreude

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   Aufgabe: In Einzelarbeit (!) formulieren die Schüler die mit diesen Begriffengemeinten Gedanken! Sie vergleichen ihre Lösungen und stellen Gemeinsamkeiten undUnterschiede fest.

   (Ziel: sehen, wie unterschiedlich diese Gedanken gefasst werden können!)

   Anschließend vergleichen sie ihre Lösung mit der Lösung Astrids:

2. Gedanken:

Vertrauen ist in der Freundschaft sehr wichtig, um in Problemsituationen alles mit dem Freund oder der Freundin besprechen zu können.

Hilfsbereitschaft ist ein wichtiger Teil einer Freundschaft. Wenn sie fehlt, kann es mit der Freundschaft ganz schnell vorbei sein.

Richtige Freunde halten auch in den schwierigsten Situationen zusammen.

Richtige Freunde respektieren sich gegenseitig, egal für Macken hat was der andere.

Ist man befreundet, so versucht man sich gegenseitig bei der Lösung von Konflikten zu helfen.

Wenn es wirklich Freundschaft ist, die man für den anderen empfindet, fühlt man sich geborgen.

Die Freundschaft fördert die Lebensfreude eines jeden Menschen.

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   Idee zur Weiterarbeit:

   1. Eine vollständige Liste von Sätzen über die Freundschaft anlegen.

   2. Den Sätzen untergeordnete Gedanken oder Sätze zuordnen.

 

Muster einer Gliederung                                                 Arbeitsblatt

Man muss zunächst erfassen, über welche Frage oder welches Thema man zu schreiben hat, zum Beispiel: Worin besteht für einen jungen Menschen im Allgemeinen der Wert einer Freundschaft? – Das Thema lautet also nicht: Worin besteht wahre Freundschaft? Oder: Gibt es heute noch Freundschaft?

     Danach kann man beginnen, seine Ideen zu sammeln, also so zu notieren, wie sie einem einfallen. Man muss überprüfen, ob wirklich alle Ideen zum Thema gehören („Freundschaft kann schwierig sein.“ gehört nicht zur Bedeutung der Freundschaft!).

      Ehe man nun zu schreiben beginnt, macht man sich einen Plan, wie man die Gedanken entwickeln will: Man muss seine Ideen ordnen (d.h. gliedern); gute Ideen dafür beim Thema „Wert der Freundschaft“ sind zum Beispiel die Unterscheidungen: innere / äußere Werte; Wert für einen / für beide Freunde.

      Da ein Aufsatz eine Art Rede an einen prinzipiell unbekannten Leser ist, sollte dieses „Gespräch“ durch den Schreiber eröffnet und abgeschlossen werden; in Einleitung und Schluss gehören keine Gedanken des Hauptteils.          

 

Aufgabenstellung: Untersuche die Frage, worin im Allgemeinen für einen jungen Menschen der Wert einer Freundschaft besteht.

A) Einleitung: Was ist eigentlich Freundschaft?

B) Hauptteil: Untersuche die Frage, worin im Allgemeinen für einen jungen Menschen der Wert einer Freundschaft besteht.

1. Eine Freundschaft dient der Geselligkeit.

– gemeinsam etwas unternehmen;

– einen zuverlässigen Spielkameraden haben;

– sich austauschen können.

2. Eine Freundschaft vermittelt Geborgenheit.

– Man wird vom Freund akzeptiert, geliebt;

– man kann ihm etwas anvertrauen.

3. Eine Freundschaft verhilft zur (Selbst)Erkenntnis.

– sich selbst im anderen kennen lernen;

– aus seinen Fehlern lernen;

– Konflikte offen austragen können.                        

4. Eine Freundschaft bedeutet vielfältige Hilfe.

– direkte Hilfe in Notlagen erfahren;

– mehr Spaß am Leben haben;

– dadurch höhere Leistungen erbringen können.

C) Schluss: Man muss sich darum bemühen, dass die Freundschaft gelingt.

 Frage: Könnte man die Gesichtspunkte 1. bis 4. sinnvoller ordnen?

 

Technik: Einleitung; Überleitungen; Schluss finden                           Arbeitsblatt

Der Aufsatz ist eine Art Rede an den nicht anwesenden Leser. Er muss zum Thema hingeführt werden: Den Aufsatz kann man einleiten

– durch eine Definition des Hauptbegriffs, also eine Abgrenzung (der Freundschaft von der Kameradschaft);

– dadurch dass man zeigt, wodurch die untersuchte Frage zustande kommt (Ausländer werden angegriffen, ihre Wohnungen werden angezündet. -> Thema: Welche Gründe für den Ausländerhass gibt es?  Oder: Obwohl wir ehrlich sein wollen, gibt es keinen Menschen, der nicht lügt. -> Thema: Warum belügen Menschen einander?).

– Vermeidet bitte die hilflose Wendung „Immer wieder liest man in der Zeitung…“!

      Das einzelne Argument soll so ausgestaltet sein, dass ein Fremder es versteht; der Gedanke muss entfaltet werden. Doch ein Fall, ein Beispiel ist etwas, was man sich besser als eine allgemeine Aussage vorstellen kann! – Eine Reihe von Argumenten wird im Ergebnis zusammengefasst: Ein Freund kann also bei der schwierigen Aufgabe der Selbsterkenntnis helfen.  

      Die verschiedenen Hauptgedanken müssen voneinander abgegrenzt, aber auch miteinander verbunden werden. Grafisch macht man das deutlich, indem man Einleitung und Schluss sowie die Ausführung der einzelnen Hauptgedanken voneinander absetzt (= Absatz). Sprachlich sollte man von einem Gedanken zum nächsten überleiten: „Außerdem… Ebenfalls… Größere Bedeutung hat… Schließlich darf man auch nicht übersehen … Entscheidend jedoch ist…  Ein Freund bereichert einen aber nicht nur geistig; er ist auch ein Spielgefährte, mit dem man seine Freizeit verbringt…“

      Das Gespräch, also den Aufsatz kann man abschließen

– im Sinn eines Ausblicks (Kann man Ausländerhass überwinden?);

– dadurch, dass man die Idee der Untersuchung einschränkt oder in eine andere Richtung lenkt (Freundschaft ist gefährdet./ Es gibt auch viel Engagement für Ausländer./ Gibt es heute noch richtige Freundschaften unter jungen Menschen?);

– durch eine persönliche Bemerkung oder eine Wertung;

– wenn alle Stricke reißen: durch eine Zusammenfassung;

– manchmal auch durch eine für die Einleitung verworfene Idee!

Eigentlich müsste man seinen Entwurf am nächsten Tag überarbeiten. Die Frage ist, ob man sein eigenes Werk so kritisch lesen kann, dass man merkt, was daran schwer zu verstehen ist.

Aufgaben: Überprüft eure bisher geschriebenen Aufsätze unter den Gesichtspunkten dieses Arbeitsblatts! Überarbeitet einen noch nicht so gut gelungenen Aufsatz, indem ihr in die Vorlage stichwortartig Ergänzungen notiert und dann den ganzen Aufsatz neu schreibt!

 

Übung: ein Problem untersuchen                                                   Arbeitsblatt

1. Das Thema lautet: „Untersuche die Frage, wie die Technik im Haushalt hilft.“

Am Beispiel dieser Aufgabe wollen wir prüfen, nach welchen Gesichtspunkten man gesammelte Ideen ordnen kann; also hier z.B.

– nach den Räumen (in der Küche, im Bad, im Keller …);

– nach der Aufgabe (Heizung, Reinigung, Körperpflege …);

– nach der Notwendigkeit (nötig – praktisch – überflüssig);

– nach der historischen Entwicklung (zuerst …, später …);

-> -> weitere Gesichtspunkte sind möglich (wirklich!).

Die Frage ist, welche Möglichkeit sowohl alle deine Ideen erfasst wie auch für die Entwicklung des Gedankengangs günstig ist und zum Thema passt; so ist der Aspekt „nach den Räumen“ zu vordergründig, „nach der Notwendigkeit“ nicht streng auf das Thema bezogen, „nach der historischen Entwicklung“ für euch zu schwierig.

     Wichtig ist, dass man  einen leitenden Gesichtspunkt beim Ordnen durchhält (und allenfalls eine Restkategorie „Sonstiges“ neben anderen anführt).

     Wenn nach den Gründen von etwas gefragt wird („Warum…?“), kann man natürlich nur Gründe suchen; aber auch diese müssen wieder nach verschiedenen Gesichtspunkten sortiert werden.

2. Wenn man wenige (zwei oder drei) Hauptgedanken im Hauptteil hat, kann man oft einen oder mehrere davon noch einmal unterteilen; es gibt meist zu den Oberbegriffen noch Unterbegriffe, denen man wiederum verschiedene Gedanken zuordnen kann, zum Beispiel

 (1.) Die Technik hilft bei der Körperpflege,

 a) die Gesundheit zu erhalten (Zähne putzen, sich waschen…);

 b) die Schönheit zu erhalten oder zu vergrößern (…). 

 Diese Gliederung ist leichter in Form eines Baumes (Baumdiagramm) anzulegen, also „von oben nach unten“ aufteilen und dann einmal um 90° nach links drehen.

3. Man muss auch überlegen, in welcher Reihenfolge man die Hauptgedanken anordnet: Du solltest probeweise mehrere Möglichkeiten durchspielen.

4. Ihr werdet merken, dass man eine gute Gliederungsidee oder entsprechende Schemata auch dazu benutzen kann, Ideen zu finden; es gibt gar nicht viele Schemata, um Ideen zu organisieren.

5. Ich schlage vor, dass folgendes Muster bei der Formulierung der Gliederung verbindlich beachtet werden muss:

– Einleitung und Schluss werden in einem einzigen Satz, nur als Idee skizziert.

– Das Thema steht (in der Gliederung!) noch einmal über dem Hauptteil.

– Die Hauptgedanken des Hauptteils werden als Sätze formuliert, die zugehörigen Ideen können als Stichworte notiert werden.

 

Beispiel für eine ähnliche Untersuchung:                                                            Arbeitsblatt

Untersuche die Frage, aus welchen Gründen man andere Menschen belügt.

Fertige eine Gliederung deiner Gedanken an.

 

Schülerlösung (Duygu):

Untersuche die Frage, aus welchen Gründen man andere Menschen belügt.

A) Einleitung: Aus welchen Gründen belügt man andere Menschen?

B) Hauptteil: Untersuche die Frage, aus welchen Gründen man andere Menschen belügt.

1. Aus Angst belügt man andere Menschen.

– wenn man etwas geklaut hat (Notlüge)

– wenn man von jemandem unter Druck gesetzt wird

2. Es kann auch passieren, dass man eine Person belügt, um sie nicht zu verletzen.

– wenn die Person z.B. ein albernes Aussagen hat

– wenn die Person keine passenden Argumente hat

3. Man belügt eine Person, wenn man diese nicht ausstehen kann.

– wenn man durch die Person belästigt oder genervt wird

4. Wenn man eine Person betrügt, kann es sein, dass man sie belügt.

– lästern

– fremdgehen

5. Man lügt auch, wenn man unter Gruppenzwang steht.

– um der Gruppe anzugehören, sagt man Unwahres über andere oder über Gegenstände

– wenn man von der Gruppe bedroht wird, nichts zu sagen

6. Wenn man unter Druck gesetzt wird, aber keinen Ausweg weiß, erfindet man eine Ausrede.

– wenn man die Hausaufgaben nicht gemacht hat

– wenn man zu spät nach Hause kommt

C) Schluss: Zusammenfassung

 

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Aufgabenstellung:

– Prüfe die Hauptsätze (im Hauptteil), ob es keine Doppelung gibt, ob man sie ergänzen kann, ob die Reihenfolge die beste ist.

– Prüfe die Unterpunkte der Hauptsätze, ob sie klar genug sind und zum Hauptgedanken passen; prüfe, ob dir hier weitere Aspekte einfallen.

– Prüfe Einleitung und Schluss: Der Schluss ist nicht gut, die Einleitung ist falsch. Warum ist das so zu beurteilen?

– Schreibe einen Aufsatz zur Frage, aus welchen Gründen man andere Menschen belügt.

Fertige zuvor eine vollständige Gliederung an!

* Achte bitte bei der Planung darauf, dass du bei den Hauptgedanken nicht dem Fehler verfällst, den gleichen Gedanken mit anderen Worten zu wiederholen.

* Achte auch darauf, dass du die Hauptgedanken klar denkst; also nicht nur: „aus Angst lügen“ und dann unter „Angst“ alles Mögliche fassen, sondern klar denken: „aus Angst vor Strafe lügen“. Die Angst sollte genau bestimmt werden!

* Beim Aufsatz schreibe so, wie du es geplant hast:

1. Einleitung und Schluss im Aufsatz bestehen etwa aus mehreren Sätzen, nicht nur aus einem einzigen wie in der Gliederung – dort wird der Gedanke nur genannt.

2. Berücksichtige alle Aspekte wie geplant. Erkläre jeden Aspekt anhand mindestens eines Beispiels.

3. Achte darauf, dass du von einem Hauptgedanken zum nächsten überleitest, ebenso von der Einleitung zum Hauptteil und von dessen Ende zum Schluss.

 

Eine andere Gliederung zum gleichen Thema:

Untersuche die Frage, warum man andere Menschen belügt.

A) Einleitung: Fast alle Menschen belügen andere.

B) Hauptteil: Untersuche die Frage, warum man andere Menschen belügt.

1. Man belügt andere aus Angst davor, bestraft zu werden.

2. Man belügt andere Menschen, um ein Geheimnis vor ihnen zu bewahren, was sie nichts angeht.

3. Man lügt, weil man sich selbst als besser darstellen will, als man in Wirklichkeit ist („angeben“).

4. Man belügt andere, um sie nicht zu verletzen.

5. Man sagt etwas gegen die eigene Überzeugung, weil man unter dem Druck einer Gruppe steht, welche „Außenseiter“ ausschließt.

6. Man verbreitet Lügen über jemand, um sein Ansehen herabzusetzen und ihm Schaden zuzufügen.

C) Schluss: Kann man überhaupt leben, ohne zu lügen?

 

Vorschlag:

Bearbeite anschließend eines der folgenden Themen:

* Untersuche die Frage, warum viele Leute so gerne Auto fahren.

* Untersuche die Frage, was „das Fernsehen“ für uns bedeutet.

* Untersuche die Frage, nach welchen Kriterien wir unsere Mitmenschen beurteilen.

* Untersuche die Frage, warum die Ermahnungen der Eltern und Lehrer so oft wirkungslos bleiben.

 

 

Ideen finden – Hilfen beim Suchen                                           Arbeitsblatt

Man kann das, was wir über das Verhältnis von Begriffen und von Sätzen wissen, benutzen, wenn man Möglichkeiten der Gliederung sucht.

 

1. Verhältnisse von Begriffen

* Ober- und Unterbegriff:        Blume

                        Sonnenblume – Rose – Tulpe usw.;

* Teile – Ganzes: Keller, Wohnzimmer, Badezimmer … – Haus;

* eine Sache – verschiedene Aspekte: Frankreich – sein Klima, seine Geschichte, seine Bevölkerung usw.;

* alle Formen von Antonymie (Entsprechung oder Gegensatz):

Liebe – Hass; Inland – Ausland; innen – außen; laut – leise; Sonne – Mond; römische – arabische Ziffern; beweisbare – vermutete Gründe;

* Abstufung (und umgekehrt: Steigerung), dabei oft keine eindeutige Abgrenzung: arm – bedürftig – wohlhabend – reich – steinreich; Liebe – Zuneigung – Gleichgültigkeit – Abneigung – Hass.

 

2. Verhältnisse von Sätzen

Zwei miteinander verbundene Sätze können nach den gängigen grammatischen Verbindungen (Konjunktionen) in einem kausalen, einem temporalen oder einem modalen Verhältnis zueinander stehen.

      Vereinfacht formuliert kann man die kausalen Verhältnisse als sachliche Verhältnisse und Handlungszusammenhänge begreifen: Gründe (und Bedingungen) – Geschehen – Folgen, wobei beim Geschehen jemand helfend oder hindernd eingreifen kann. Beispiel:

Gründe eines Streites – Formen des Streites – Folgen des Streites.

      In einem temporalen Verhältnis werden zwei Ereignisse auf einer „Zeitachse“ ohne innere Verbindung einander zugeordnet: zuerst, dann, danach, später, zum Schluss:

Wie Streit anfängt – wie Streit sich entwickelt – wie Streit endet (beendet werden kann). 

      Die im weiten Sinn modalen Aspekte kann man eher zur Ausgestaltung eines Hauptgedankens nutzen:

– vergleichen: Es ergeht ihr so wie…; Anders als sonst üblich…

– die Umstände beschreiben: Sie stritten sich, indem sie sich beschimpften. / Sie diskutierten ernsthaft, ohne dass sie böse wurden. / Sie tauften ihn, indem sie ihn unter Wasser tauchten; dabei sagten sie…

– die Mittel beschreiben: Wenn man dagegen Staub von einem Teppich saugt, fährt man die Bürste ein.

* Achte darauf, welche Schemata dir beim Suchen helfen.

* Achte auch darauf, wie andere Leute ihr Thema gliedern.

Vorschläge für eine Klassenarbeit (Kl. 8)

Anforderungen: eine Frage aus dem Bereich der eigenen Erfahrung durchdenken, die Gedanken gliedern und darstellen

Zeit: zwei Schulstunden

 

Aufgabenstellung:

Bearbeite  e i n e s  der beiden folgenden Themen:

Untersuche die Frage, warum es so oft zu Spannungen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen kommt.

Untersuche die Frage, was Jugendliche tun, um schön zu sein.

 

Erläuterungen:

1. Die erste Sammlung der Ideen muss (auf einem gesonderten Blatt!) angefertigt und auch abgegeben werden.

2. Ihr sollt dann eine Gliederung nach dem verbindlichen Muster anfertigen.

3. Ihr sollt anschließend den entsprechenden Aufsatz schreiben.

4. Es ist wie üblich erlaubt, den Rechtschreibduden oder ein entsprechendes Buch zu benutzen.

 

Viel Erfolg!

 

Dass die Sammlung der Ideen abgegeben werden soll, dient der Überprüfung,

– ob die Schüler wirklich alle ihre Ideen auch genutzt und keine weiteren ungeprüft eingeschmuggelt haben,

– ob zwischen Sammeln und Schreiben die Leistung des Ordnens erbracht worden ist.

Wenn ein einigermaßen geordneter kurzer Aufsatz entsteht, sollte diese Leistung „ausreichend“ sein. Jeweils eine bessere Notenstufe können ausmachen

– die (geordnete) Fülle der Gedanken im Hauptteil,

– die sprachliche Ausgestaltung der Gedanken,

– die Qualität von Einleitung, Überleitungen und Schluss.

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Lösungen meiner Schüler zu den genannten Aufgabenstellungen:

 

Untersuche die Frage, warum es so oft zu Spannungen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen kommt.

A) Einleitung: Es gibt sehr oft Spannungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen.

B) Hauptteil: Untersuche die Frage, warum es so oft zu Spannungen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen kommt

1) Jugendliche und Erwachsene haben oft verschiedenen Meinungen.

 – Kinder hören nicht

 – Kinder wollen ihren Willen durchsetzen

 – Kinder tun immer das Gegenteil

 – Eltern wollen das Beste für ihre Kinder

 – Kinder müssen etwas mit ihren Eltern unternehmen

2) Die Eltern haben ihre Lebenserfahrungen gemacht und wollen den Kindern helfen.

 – Eltern beschützen ihre Kinder vor Unheil

 – Straftaten vermeiden

C) Schluss: Aber trotzdem brauchen Kinder ihre Eltern.

 

Untersuche die Frage, was Jugendliche tun, um schön zu sein.

A) Einleitung: Fast alle Jugendlichen versuchen in der heutigen Zeit schön zu sein.

B) Hauptteil: Untersuche die Frage, was Jugendliche tun, um schön zu sein.

1. Viele Mädchen schminken sich, weil sie sich dann schöner fühlen.

2. Oft kaufen sich Jugendliche Markenklamotten, obwohl sie ziemlich teuer sind.

3. Jugendliche waschen sich meist öfter als Erwachsene.

4. Auch die Haare sind wichtig, wenn man schön sein will.

5. Viele Jugendliche gehen mit einem Trend, um schön zu sein.

6. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, um schön zu sein, die leider oft teuer sind.

7. Aber man kann sich auch ohne viel Geld schön halten bzw. machen.

C) Schluss: Ist schön sein zu sein das Einzige, was zählt?

 

Klassenarbeit (Kl. 8)                                                                  (2002)

Anforderung: eine Frage aus dem Bereich der eigenen Erfahrung durchdenken, die Gedanken gliedern und darstellen

Zeit: zwei Schulstunden

Aufgabenstellung:

Untersuche die Frage, was Jugendliche tun, um schön zu sein.

(Daneben gab es ein zweites Thema zur Wahl: Warum es zu Spannungen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen kommt.)

Erläuterung:

Die erste Sammlung der Ideen muss auf einem Blatt angefertigt und abgegeben werden.

Ihr sollt eine Gliederung nach dem verbindlichen Muster anfertigen.

Ihr sollt anschließend den entsprechenden Aufsatz schreiben.

 

Evas Lösung

Untersuche die Frage, was Jugendliche tun, um schön zu sein.

A) Einleitung: Warum machen sich Jugendliche schön?

B) Hauptteil: Untersuche die Frage, was Jugendliche tun, um schön zu sein.

1. Jugendliche betreiben Körperpflege, um schön zu sein.

– waschen (Zähne putzen, Gesicht waschen)

– duschen / baden

– Haare waschen

2. Sie bekleiden sich gut, um schön auszusehen.

3. Um schön zu sein, enthaaren sie bestimmte Körperzonen.

– Beine rasieren

– Achseln rasieren

– Augenbrauen zupfen

4. Damit man gut aussieht, schminken sich auch viele.

– Make up

– Wimperntusche / Lidschatten

– Lippenstift / Lippgloss

C) Schluss: Das alles bedeutet aber nicht, dass man es machen muss, um schön zu sein.

 

Untersuche die Frage, was Jugendliche tun, um schön zu sein.

Jugendliche machen sich schick, um in manchen Fällen respektiert zu werden. Die meisten machen dies aber, um bei einem Jungen oder Mädchen einen besseren Eindruck zu machen. Das besonders, wenn sie bestimmte Gefühle für diese Person haben. Im Folgenden möchte ich einige Beispiele aufzählen, was Jugendliche machen, um gut auszusehen.

     Viele Jugendliche betreiben Körperpflege, um schön zu sein. Das Wichtigste, was Jugendliche bei der Körperpflege machen, ist sich waschen. Sich waschen heißt zum Beispiel, dass man sich die Zähne putzt, um keinen Mundgeruch zu haben. Waschen heißt aber auch, dass man sich das Gesicht wäscht, damit die Haut gereinigt wird. Wenn Jugendliche Körperpflege betreiben, heißt das auch, dass sie sich duschen oder baden, damit der ganze Körper gereinigt und von Gerüchen befreit wird. Damit die Hare nicht fettig sind, sondern schön glänzen, wäscht man sie. Denn wenn man fettige Haare hat, sieht das bestimmt nicht gut aus.

     Außer dass sie Körperpflege betreiben, bekleiden sich die Jugendlichen auch gut. Das heißt zum Beispiel, dass sie, wenn sie eingeladen sind, einkaufen gehen, um gut auszusehen, da sie denken, ihre anderen Kleidungsstücke seien nicht schick genug.

     Um schön zu sein, betreiben Jugendliche aber nicht nur Körperflege oder tragen schöne Kleider, sie enthaaren sich auch bestimmte Körperzonen. Mädchen enthaaren sich meist bestimmte Körperzonen; das tritt aber auch auf, dass Jungen sich Körperzonen enthaaren. Bei Mädchen kommt es oft vor, dass sie sich die Beine und Achseln rasieren, weil sie meinen, dass das nicht gut aussieht. Meistens machen sie das im Sommer, da man dort häufig kurze Röcke und ärmellose Tops und T-Shirts trägt. Aber auch Jungen rasieren sich die Beine, da manche meinen, dass ihre Beinbehaarung zu stark sei. Viele Mädchen zupfen auch Augenbrauen, da dies eleganter aussieht; denn zu dicht gewachsene Augenbrauen sehen eben nicht allzu hübsch aus, wenn man eingeladen ist.

     Um all dem den letzten Schliff zu geben, schminken sich viele Mädchen. Sie tragen Make up auf, um die Haut zu glätten, und in manchen Fällen auch, um Pickel abzudecken. Damit die Augen größer und schöner wirken, werden die Wimpern getuscht und die Lider mit Lidschatten bedeckt. Die Lippen werden mit Lippenstift  oder Lippgloss geschminkt, da sie dadurch in den Fällen, bei denen zu kleine Lippen vorliegen, vergrößert und im anderen Fall verkleinert werden. Das alles dient der Verbesserung des optischen Eindrucks.

     Aber das heißt nicht, dass man das alles machen muss, um schön zu sein. Denn manche Menschen sind auch ohne diesen ganzen Aufwand schön oder meinen es jedenfalls. Ich meine, dass dieser ganze Aufwand gar nicht sein muss, damit man schön ist. Die inneren Werte sind doch auch sehr wichtig.

 

Aufgabe: Prüfe Evas Aufsatz (dessen sprachliche „Fehler“ ich hier korrigiert habe),

– ob er das Thema erfasst,

– ob die Gliederung gut und vollständig ist,

– ob der Aufsatz der Gliederung entspricht,

– ob von einem Absatz zum nächsten gut übergeleitet wird,

– ob die Gedanken entfaltet sind.

Welche Note würdest du als Lehrer für den Aufsatz geben?

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Das Thema ist erfasst, der Aufsatz entspricht der Gliederung; die Überleitungen sind gut, die Gedanken unter den gegebenen Arbeitsbedingungen gut entfaltet. (Einige Schwächen im Ausdruck habe ich hier korrigiert, aber nicht alle.)

Meine Kritik an der Gliederung:

1. „Kleidung“ muss unter 4. behandelt werden, da die anderen drei Aspekte den Körper selbst betreffen.

2. Frisur und Schmuck sollte man zumindest kurz erwähnen.

Ich habe den Aufsatz mit „gut (plus)“ bewertet.

Diese Unterrichtsreihe ist Teil eines Manuskripts (Arbeitsbuch Aufsatzunterricht, der zur Erörterung hinführen soll), das zwei Jahre lang beim Verlag Krapp & Gutknecht gelegen hat, bis ich es wieder zurückgefordert habe. Es beruht auf dem alten Konzept, wie ich es hier entfaltet habe; dieses Konzept ist jetzt um einige Aspekte erweitert worden (Verhältnis von Begriffen; das sprachliche Handeln; begründen und folgern). Vielleicht werde ich weitere dieser Reihen in diesem Blog veröffentlichen.

Ich habe diese U-Reihe nach Klassse 8 platziert, weil zu meiner Zeit an unserem Gymnasium der Deutschlehrer nach Kl. 7 die Klasse abgab und mit Kl. 8 ein neuer Deutschlehrer kam; als solcher habe ich in Kl. 8 dann oft genug Ordnung in die Gedanken meiner Schüler resp. ins Aufsatzschreiben bringen müssen… Man kann und sollte natürlich schon vorher Vorübungen im Ordnen durchführen. Die heutige Praxis in NRW, um der Vergleichbarkeit (und Punktezuteilung in standardisierten Aufgaben) willen die Schreibaufgaben vorzustrukturieren („…indem Sie…“), halte ich für einen weiteren Schritt zur Verdummung der Abiturienten.

Gliederung und Aufsatz verfassen – Beispiel „Die Judenbuche“

Droste-Hülshoff: Die Judenbuche / Aufsatz verfassen
Thema: Was spricht dafür, dass Friedrich den Juden erschlagen hat?
Arbeitsschritte:
1. Überlegen, was die Aufgabenstellung besagt
(Friedrich scheint der Mörder zu sein, wird aber nie ausdrücklich so genannt. Welche Gründe oder Hinweise im Text stützen die Vermutung, dass er der Mörder ist? Diese Hinweise muss man suchen, zusammenhängend darstellen, mögliche Einwände berücksichtigen.)
2. Gründe, Hinweise sammeln
(Schöningh: S. 29 f.; 32/19 f.; 32/34-38 mit 33/17 ff.; 35/12[?];
38/5 ff.; 39/2 ff.; 44/4 f.)
(alte RUB-Zählung: S. 40 f.; 43/30 f.; 44/14-18 mit 45/6 ff.; 47/29[?]; 51/24 ff.; 53/1 ff.; 59/32 f.)
3. Die Gründe sortieren, d.h. Oberbegriffe suchen und die Hinweise ihnen zuordnen [s. AB „Gliederung 1“!]
* das mögliche Motiv Friedrichs,
* seine Flucht wegen des Verdachts,
* seine (als „Johannes“) spätere Einschätzung der eigenen Schuld,
* sein Selbstmord an der Buche als Erfüllung des Fluchs.
4. Eine Gliederung anlegen, mit Einleitung und Schluss, insgesamt
in Satzform
5. Den Aufsatz gemäß der Gliederung abfassen,
– dabei auf die Aufgabenstellung achten
– sowie darauf, dass die Argumentation vollständig ist (keine Gedankenschritte auslassen!),
– die einzelnen Argumente sprachlich sinnvoll miteinander verknüpfen: deutlich von einem zum nächsten überleiten.
6. Nach einer kurzen Pause den ganzen Aufsatz noch einmal lesen
und die sprachliche und sachliche Richtigkeit überprüfen.
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5. Klassenarbeit Deutsch 9a – 2001/02

Droste-Hülshoff: Die Judenbuche
Literarische Analyse
Aufgabenstellung:
Untersuche, als was für ein Mensch der heimgekehrte Friedrich Mergel dargestellt wird (36/8 – 42/8).
Verfasse eine Gliederung, ehe du den Aufsatz schreibst (nach dem Muster des AB „Gliederung 1“)!
Gib auch deine Notizen zu den Vorarbeiten mit ab.
Hilfsmittel:
„Die Judenbuche“
Duden: Die Rechtschreibung, oder ein ähnliches Buch.

Viel Erfolg!

Lösungserwartung:
Untersuche, als was für ein Mensch der heimgekehrte Friedrich Mergel dargestellt wird (36/8 – 42/8).
(Meine Liste umfasst ca. 15 oder 16 Notizen.)
A) Einleitung:
Was für ein Mensch war der junge Friedrich Mergel?
(oder: Friedrich kehrt nach 28 Jahren in die Heimat zurück.)
B) Hauptteil:
Untersuche, als was für ein Mensch der heimgekehrte Friedrich Mergel dargestellt wird (36/8 – 42/8).
1. Friedrich ist ein gebrochener Mann.
– seine Figur und sein Gang
– ohne Geld
– blickt zurück auf Vergebliches und Vergangenes (38/5 ff.)
– im Kopf verworren
2. Die Sehnsucht nach der Heimat hat ihn heimgeführt.
– Motiv der Flucht und Heimkehr
– Weihnachtslied bewegt ihn
3. Er will sich für seinen Wohltäter noch nützlich machen.
4. Er weicht seiner Identität „Friedrich Mergel“ aus.
– gibt sich als Johannes Niemand aus
– nimmt unklar zur Frage der Schuld Friedrichs Stellung, bittet aber um ein Gebet für ihn
– weicht dem Brederholz aus, wird aber von ihm angezogen.
C) Schluss:
Warum erhängt Friedrich sich an der Buche?
(oder: Friedrich ist durch seine Leiden für seinen Mord bestraft.)

Frage: Sollte man im Hauptteil 1. und 2. vertauschen, also mit dem Motiv der Heimkehr den Hauptteil beginnen?
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Zur Bewertung:
8 Punkte für Auswahl der Stellen (richtig lesen; alles Wichtige
nennen, aber gebündelt)
10 Punkte für die Gliederung:
Kategorien finden,
alle Belege richtig zuordnen,
Kategorien ordnen,
alles unterbringen,
Einleitung und Schluss
7 Punkte für die Ausführung:
Gedanken entfalten,
Gedanken miteinander verbinden,
durch Zitate und Belege die Ausführungen absichern.
Wichtig: Die (Haupt-)Sätze des Hauptteils müssen Antworten auf die Themenfrage sein, und zwar zueinander passende Antworten. Die Hauptpunkte werden als Absätze voneinander abgesetzt.

Siehe auch den großen Artikel zum sytematischen Aufsatzuntericht!

Gliederung: von der Stoffsammlung zum Aufsatz (Beispiele)

1. Beispiel

Schiller: Don Karlos

1. Stoffsammlung: Posas Planungen

1. Plan: Er kommt zu Carlos wegen der Niederlande (154 ff.); ohne Erfolg.
1. Variante: „nach einigem Stillschweigen“ (357): über Elisabeth das Ziel erreichen;
er gibt ihr die Briefe (505) im Vertrauen auf sie als Mitspielerin,
diese gibt sie an den ihr ergebenen Carlos weiter (808).
Carlos ist entschlossen, Flandern zu retten (I 7 -> II 2);
Carlos scheitert mit seinem Wunsch, das Heer zu führen (II 2) [und weiß nicht, dass er näher beim König steht, II 3], deswegen
und wegen seiner noch nicht überwundenen Liebe zu Elisabeth
fällt er auf das Angebot der Eboli herein und gibt dieser Anlass,
enttäuscht und verletzt eine Intrige mit Domingo zu spinnen (II 9 ff.), die Posa erst spät aufdeckt (IV 12);
Posa analysiert die Situation, soweit er sie überblickt (II 15),
zerreißt den Brief des Königs an die Eboli (nach 2400, gegen Carlos Willen, diesen täuschend), und
2. fasst einen neuen Plan (2452 ff.): Überlass mir alles andre (2451);
Enthüllung von alten Intrigen Albas und Domingos (III 3 f.) gegen Carlos, den Domingo für gefährlich hält, 2010 ff.).
————————-
König ist auf der Suche nach Wahrheit über seine Ehe (III 5), verfällt auf Posa;
Vorgeschichte Posas (2902 ff.);
Reflexion Posas: den Zufall gestalten, nutzen: Wahrheit kann wirken (III 9).
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III 10 Posa trägt seine Wahrheit vor (3016),
dabei belügt er den König (er sei kein Neuerer; der König kenne ihn so als erster, 3079 ff. – dagegen 166 ff. u.a.);
er wird engagiert, macht eine unglaubliche Karriere;
der König sucht seine Wahrheit (3302)
————————-
Enthüllung von Plan 2: Rebellion (IV 3);
Reflexion von Posas Unredlichkeit (3402 ff.),
wogegen der sich verteidigt (3415 f., ähnlich später gegenüber C.);
Elisabeths Bedenken wegen der Rebellion (3479 ff.),
sie sagt ihm ihren stillen Anteil zu (3512 f.) wegen der Freiheit.
Carlos wird von Lerma informiert (IV 4), weist Verdacht zurück;
Posa nimmt Carlos‘ Brieftasche (IV 5), verschweigt den Zweck;
Reflexion Posas: Warum war Carlos misstrauisch? Posa rechtfertigt sein Schweigen (3648 ff.).
Posa belügt den König: Elisabeth stehe hinter Carlos‘ Bitte, nach Flandern zu gehen (3873 ff.); er erschleicht Verhaftungsbefehl gegen C.;
zweite Inforamtion Carlos‘ durch Lerma;
Carlos glaubt, Posa verloren zu haben (3962 ff.),
und rennt zur Eboli um Hilfe (IV 15).
Posa agiert: Er verhaftet Carlos, bedroht die Eboli (IV 16 f.).
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Plan 2 ist gescheitert, sagt Posa zu Elisabeth (4216 f.);
Selbstkritik Posas (4220 ff.).
3. Er hat einen Notplan gemacht (4234 ff.), der das Selbstopfer bedeutet,
und legt sein Testament in das Herz der Königin (weswegen Carlos in V 7 nicht flieht, obwohl er es könnte) 4265 ff., wegen der Liebe Carlos‘ zu Elisabeth (4326 ff.);
Kritik Elisabeths (4342 ff., bis 4388; dann 4394 f.) an Posas Handeln: Sie ist als Frau nicht beachtet!
Brief Posas ist abgefangen (IV 22, alles nach Plan);
Aufstand in Madrid (IV 23, von Elisabeth angezettelt);
Alba: Der Sieg ist unser (IV 24) – bezogen worauf?
Klage und Kritik Carlos‘ an Posa (V 1), schlägt um in Verstehen;
Bekenntnis Posas: nur mit den Lippen habe er betrogen, in Wahrheit sei er Carlos‘ Freund (4628 ff.);
Erklärung Posas: Es habe verräterische Briefe Carlos‘ gegeben (4619 ff.).
Selbstkritik: Posas Verschweigen (4636 ff.), wegen ihrer Freundschaft für möglich gehalten;
Bericht: wie der Notplan entstand (4675 ff.);
Carlos‘ Kritik: Das ist Betrug am König (4705 ff.).
Posa wird erschossen (V 3),
verweist Carlos aber noch einmal an die Königin (4734 f.);
Carlos lehnt Verständigung mit dem Vater ab (V 4).
„Für mich ist er gestorben.“ (4838)
Er wird zu Elisabeth bestellt, geht wegen Posas Auftrag (V 7),
lehnt deswegen auch Fluchtmöglichkeit ab (V 7);
Kriegsplan Posas (4994 ff., unklar wie die Briefe 4977, 4984);
Posa war bereits die ganze Zeit beobachtet, stand vor der Verhaftung
(5155 ff.);
Elisabeth: „Mich wählte er…“ (Posa, 5299 ff.); Carlos wird zur Hinrichtung verhaftet (V 11).

Fragen:
Was führt zum Scheitern aller Pläne?
Wie kann jemand, der alles nur um anderer willen und um ihnen zu gefallen tut, einen Aufstand machen und König werden? Domingos Bild, dass Carlos gefährlich sei, weil er selber gedacht habe (2010 ff.), hat im Drama keinen Anhalt.
Ungeklärte Fragen:
Woher kennen Elisabeth und Posa sich so gut, dass sie teilweise fast blind zusammenspielen?
Stirbt Posa für Carlos oder für seine politischen Ziele?

Aufgabe: nach dem Schema „die vier S“ vorgehen (suchen – sammeln – sortieren – schreiben, siehe auch die Übungen zur Gliederung in „Schreiben – Aufsatz“), jetzt also noch sortieren und schreiben: Welche Aspekte erkenne ich in dem Material? Welche Stellen kann ich unter einem Oberbegriff oder einer Aussage erfassen?

2. Meine Lösung:
Posas Pläne und die Gegenkräfte

Posa tritt in I 2 handelnd ins Geschehen ein – nein, es kommt erst durch ihn zustande, weil er seinen Studienfreund Carlos veranlassen will, etwas zur Rettung der Niederlande vor spanischer Unterdrückung zu unternehmen (V. 154 ff.); weil Carlos jedoch vor Herzeleid handlungsunfähig ist, ändert Posa „nach einigem Stillschweigen“ (V. 357) seinen Plan ab: Er gibt Elisabeth Briefe, darunter einen aus den Niederlanden (V. 505) und vertraut darauf, dass Elisabeth diesen Ball aufgreift und weiterspielt – er muss Elisabeth also gut kennen, eine Tatsache, die im ganzen Drama nicht aufgeklärt wird. Diese gibt die Briefe dann auch an Carlos weiter (V. 808), worauf der entschlossen ist, Flandern zu retten, weil Elisabeth dies von ihm wolle (I 7).
Dieser Plan scheitert jedoch, weil Philipp seinem Sohn das Heer nach Flandern nicht anvertraut (II 2); später erfahren wir, dass Alba ihn vor seines Sohnes Ehrzeiz gewarnt hat (V. 2556).
Nach diesem Misserfolg und den Turbulenzen um Ebolis Angebot (dazu später mehr) analysiert Posa die Situation, soweit er sie überblickt, und fasst einen neuen zweiten Plan (II 15), in den er Carlos nicht einweiht (V. 2451 ff.). Elisabeth bekommt diesen Plan erklärt (IV 3: Rebellion in Flandern unter Carlos‘ Führung), damit sie als die den Prinzen beherrschende Frau diesem den Plan übermittelt; sie sagt Posa schließlich widerstrebend ihren stillen Anteil zu (V. 3512 f.), weil es sie reizt, der Freiheit Raum zu verschaffen. Dieser Plan ist gescheitert, erklärt Posa der Königin (V. 4216 f.), ehe Elisabeth mit Carlos gesprochen hat; die von ihm genannten Gründe (V. 4619 ff.: Briefe) können mich nach IV 12 und IV 9 aber nicht überzeugen.
Deshalb hat er, wie er Elisabeth mitteilt, einen Notplan gemacht, der für ihn das Selbstopfer bedeutet (V. 4234 ff.). Er legt sein Testament in das Herz der Königin (V. 4265 ff.); Carlos erklärt er, wie der Notplan entstanden ist (V. 4675 ff.), und verweist ihn vorsorglich unmittelbar vor seinem Tod an die Königin (V. 4734 f.). Elisabeth braucht Carlos den Notplan nicht mehr mitzuteilen, weil der aufgrund des Opfertodes bereits so erschüttert ist, dass er ganz im Bann der Ideen Posas steht (V 10) und so auch verhaftet wird (V 11).
Es wird dann auch noch von einem Kriegsplan Posas berichtet, aus dem sich seine Reisen erklären ließen (V. 4994 ff.); aber der steht im gleichen Zwielicht der Täuschungen des Notplans wie die genannten Briefe (V. 4977, 4984) – dieser Plan lässt sich ebenso gut aus den Reisen „erklären“ wie die Reisen aus dem Kriegsplan.

Feindliche Gegenkräfte:
Domingo und Alba haben bereits lange gegen den Prinzen intrigiert (III 3 und 4); als sich ihnen eine Gelegenheit bietet, mit der enttäuschten Eboli ein Komlott gegen die Königin und Carlos zu schmieden (beides gefährliche Neuerer in Domingos Augen, V. 2010 ff.), arrangieren sie den Ehebruch des Königs und den Einbruch bei der Königin (II 11 ff.) – eine Intrige, die Posas Karriere einleitet (III 5 ff.), deren Folgen aber die Königin ausbaden muss (IV 7) und über die Posa informiert wird (IV 12). Dass Carlos den General Alba beleidigt (V. 1032 ff.), verschlimmert die Sache nicht wesentlich; Alba informiert den König jedoch über das heimliche Treffen in Aranjuez (III 3).
In den Turbulenzen in Madrid verkündet Alba den Sieg der eigenen Kräfte und steht bis zum Schluss zum König (V 4 f., V 8 f.).

Von Posa selbst entfesselte Gegenkräfte:
Der größte Gegner seiner Planung ist Posa in seiner Vermessenheit selbst. So ist der Prinz handlungsunfähig, weil Posa dessen Leidschaft für Elisabeth aus strategischen Gründen geschürt hat (IV 21); deswegen muss Posa seinen ersten Plan abwandeln (I 2).
Wegen seiner nicht überwundenen Liebe zu Elisabeth fällt Carlos dann auf die anonyme Einladung der Fürstin Eboli herein (II 4) und gibt zu erkennen, dass er mit einer anderen Dame gerechnet habe (II 8), woraus die Eboli ihre Schlüsse zieht und sich für einen Ehebruch des Königs (hin- und) hergibt (II 9 und II 11 ff.). Dieses Komplott gefährdet Ehe und Leben Elisabeths und vermutlich auch des Prinzen Carlos (III 1 ff.).
Die zweite Krise beschwört Posa herauf, indem er gegenüber Carlos nicht mit offenen Karten spielt (II 15) und diesen darauf festlegt, ihm zu vertrauen (V. 2451). Er zerreißt auch den Brief des Königs an die Eboli, den er mit einem Trick an sich gebracht hat (nach V. 2400); als Carlos‘ Freund Lerma den Prinzen über bestimmte „trickreiche“ Aktionen Posas informiert (IV 4) und Carlos dem Freund auch noch seine Brieftasche geben muss (IV 5), wird er misstrauisch gegen Posa ( IV 6, wo Posa sein Schweigen vor sich selbst rechtfertigt). Nach einer weiteren Information Lermas (IV 13) glaubt der Prinz, Posa als Freund verloren zu haben, und geht erneut zur Eboli (IV 15), um ihr sein Herz auszuschütten, wobei er von Carlos verhaftet wird (IV 16). Dementsprechend klagt er auch bei Posa und macht ihm indirekt Vorwürfe, was dieser nicht versteht (V 1), weil er von Lermas Eingreifen nichts weiß.
Auch Posas Idee, Carlos durch die Königin in seine Flandern-Aufgabe einweisen zu lassen (IV 21; V 3), führt letztlich dazu, dass Carlos nicht wegkommt, sondern gefangengenommen wird; er nimmt Elisabeths Einladung zum nächtlichen Treffen an, weil dies Posas Wille sei (V 6), und schlägt die letzte Möglichkeit zur Flucht aus (V 7). Vorher hat er das Angebot des Königs, sich mit ihm auszusöhnen, ebenfalls wegen des Opfertodes Posas ausgeschlagen – im Sinn einer Realpolitik (und des Familienfriedens) zweifellos ein Fehler: Realpolitik ist nach einem Märtyrertod, wie Posa ihn inszeniert hat, jedoch nicht mehr möglich („Für mich ist er gestorben.“, V. 4838).
Überblickt man die Kräfte, die gegen Posas Pläne arbeiten, so muss man sagen, dass Posa mit seinem eigenwilligen und auch vermessenen Planen die Verwirklichung seiner Pläne selbst am stärksten verhindert hat.

2. Beispiel

Droste-Hülshoff: Die Judenbuche / Aufsatz verfassen
Thema: Was spricht dafür, dass Friedrich den Juden erschlagen hat?
Arbeitsschritte:
1. Überlegen, was die Aufgabenstellung besagt
(Friedrich scheint der Mörder zu sein, wird aber nie ausdrücklich so genannt. Welche Gründe oder Hinweise im Text stützen die Vermutung, dass er der Mörder ist? Diese Hinweise muss man suchen, zusammenhängend darstellen, mögliche Einwände berücksichtigen.)
2. Gründe, Hinweise sammeln
(Schöningh: S. 29 f.; 32/19 f.; 32/34-38 mit 33/17 ff.; 35/12[?];
38/5 ff.; 39/2 ff.; 44/4 f.)
(alte RUB-Zählung: S. 40 f.; 43/30 f.; 44/14-18 mit 45/6 ff.; 47/29[?]; 51/24 ff.; 53/1 ff.; 59/32 f.)
3. Die Gründe sortieren, d.h. Oberbegriffe suchen und die Hinweise ihnen zuordnen [s. AB „Gliederung 1“!]
* das mögliche Motiv Friedrichs,
* seine Flucht wegen des Verdachts,
* seine (als „Johannes“) spätere Einschätzung der eigenen Schuld,
* sein Selbstmord an der Buche als Erfüllung des Fluchs.
4. Eine Gliederung anlegen, mit Einleitung und Schluss, insgesamt
in Satzform
5. Den Aufsatz gemäß der Gliederung abfassen,
– dabei auf die Aufgabenstellung achten
– sowie darauf, dass die Argumentation vollständig ist (keine Gedankenschritte auslassen!),
– die einzelnen Argumente sprachlich sinnvoll miteinander verknüpfen: deutlich von einem zum nächsten überleiten.
6. Nach einer kurzen Pause den ganzen Aufsatz noch einmal lesen
und die sprachliche und sachliche Richtigkeit überprüfen.
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5. Klassenarbeit Deutsch 9a – 2001/02
Droste-Hülshoff: Die Judenbuche
Literarische Analyse
Aufgabenstellung:
Untersuche, als was für ein Mensch der heimgekehrte Friedrich Mergel dargestellt wird (36/8 – 42/8).
Verfasse eine Gliederung, ehe du den Aufsatz schreibst (nach dem Muster des AB „Gliederung 1“)!
Gib auch deine Notizen zu den Vorarbeiten mit ab.
Hilfsmittel:
„Die Judenbuche“
Duden: Die Rechtschreibung, oder ein ähnliches Buch.

Viel Erfolg!

Lösungserwartung:
Untersuche, als was für ein Mensch der heimgekehrte Friedrich Mergel dargestellt wird (36/8 – 42/8).
(Meine Liste umfasst ca. 15 oder 16 Notizen.)
A) Einleitung:
Was für ein Mensch war der junge Friedrich Mergel?
(oder: Friedrich kehrt nach 28 Jahren in die Heimat zurück.)
B) Hauptteil:
Untersuche, als was für ein Mensch der heimgekehrte Friedrich Mergel dargestellt wird (36/8 – 42/8).
1. Friedrich ist ein gebrochener Mann.
– seine Figur und sein Gang
– ohne Geld
– blickt zurück auf Vergebliches und Vergangenes (38/5 ff.)
– im Kopf verworren
2. Die Sehnsucht nach der Heimat hat ihn heimgeführt.
– Motiv der Flucht und Heimkehr
– Weihnachtslied bewegt ihn
3. Er will sich für seinen Wohltäter noch nützlich machen.
4. Er weicht seiner Identität „Friedrich Mergel“ aus.
– gibt sich als Johannes Niemand aus
– nimmt unklar zur Frage der Schuld Friedrichs Stellung, bittet aber um ein Gebet für ihn
– weicht dem Brederholz aus, wird aber von ihm angezogen.
C) Schluss:
Warum erhängt Friedrich sich an der Buche?
(oder: Friedrich ist durch seine Leiden für seinen Mord bestraft.)

Frage: Sollte man im Hauptteil 1. und 2. vertauschen, also mit dem Motiv der Heimkehr den Hauptteil beginnen?
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Zur Bewertung:
8 Punkte für Auswahl der Stellen (richtig lesen; alles Wichtige
nennen, aber gebündelt)
10 Punkte für die Gliederung:
Kategorien finden,
alle Belege richtig zuordnen,
Kategorien ordnen,
alles unterbringen,
Einleitung und Schluss
7 Punkte für die Ausführung:
Gedanken entfalten,
Gedanken miteinander verbinden,
durch Zitate und Belege die Ausführungen absichern.
Wichtig: Die (Haupt-)Sätze des Hauptteils müssen Antworten auf die Themenfrage sein, und zwar zueinander passende Antworten. Die Hauptpunkte werden als Absätze voneinander abgesetzt.Mehr...3. Beispiel

Schiller: Kabale und Liebe. Es werden einzelne Figuren des Dramas untersucht:

Das Verhältnis von Vater und Luise Miller (I 3; II 5 f.; III 6; V 1)
A: Einleitung:
Das Verhältnis der beiden ist für das Drama wichtig.
B: Hauptteil: Das Verhältnis von Vater und Luise Miller
1. Das Verhältnis Millers zur Tochter ist von der Autorität des Vaters und von gegenseitiger Zuneigung bestimmt.
a) Miller ist eine Autorität für seine Tochter:
– Miller wird mit „Er“ angesprochen (28/17).
– Er überwacht ihren Kirchgang, ihre religiösen Überzeugungen und ihre Lektüre (28/9 ff.).
– Er entscheidet, welchen Mann er ihr „geben“ kann (29/13).
b) Ihr Verhältnis ist herzlich:
– Ihre Anreden und Gesten sind voller Herzlichkeit (28/7; 29/11; 92/26 f.; 93/21).
– Miller spricht selber von seiner abgöttischen Liebe zu seiner Tochter (89/12 f.; 92/13).
– Die Mutter spielt in diesem Verhältnis keine Rolle.
c) Grund dieses Verhältnisses: Die Tochter ist das Werk des Vaters (55/6-8).
2. Im Konfliktfall ist ihr Verhältnis so, dass daneben alles andere zurücktritt.
a) Miller wehrt alles ab, was ihm Luise entfremden könnte:
– Miller verweigert ihr den Major als Mann; er gäbe sein Leben für ihren Seelenfrieden (28/36 f.).
– Er ermannt sich zum Widerstand gegen den Präsidenten und riskiert damit eine Verhaftung (55 f.).
– Er verweigert ihr die Flucht in den Selbstmord (92 f.).
– Er beschwört ihre Kindespflicht gegen den alten Vater (92/28 ff.).
– Er gäbe ihr zuliebe die bürgerliche Existenz auf (93/28 ff.).
b) Luise verzichtet auf alles, was sie von ihrem Vater trennt:
– Luise verzichtet mehrfach auf den Major (29; 53; 71; 93).
– Sie verzichtet auf die Flucht in den Selbstmord (92).
– Grenze dieser Selbstaufgabe ist ihre Ehre als Frau (70/32 f.)
C) Schluss:
Vielleicht ist Millers Liebe nicht so selbstlos, wie sie aussieht: Er verweigert ihr den „soliden“ Mann (I 2) ebenso wie den feurigen Liebhaber.

Untersuchen Sie, wie Luise (in I 3; I 4; II 5; III 6; IV 7; V 1) vom Tod und Sterben denkt und spricht.
1. Legen Sie eine Liste der relevanten Textstellen an und geben Sie kurz in einem Stichwort die Bedeutung an dieser Stelle an!
2. Fertigen Sie eine Gliederung an, die das Ergebnis Ihrer Untersuchung enthält (d.h. alle gefundenen Stellen müssen verarbeitet und auch in der Gliederung ausgewiesen sein)!

A) Einleitung: In welcher Situation befindet sich Luise?
B) Hauptteil: Wie denkt und spricht Luise vom Tod?
1. Sie spricht oft metaphorisch von Elend als Tod:
a) Sie nennt die bedrohenden Mächte „Tod“ (69/21-25; 70/12 ff.; 70/3 f. ist zwar wörtlich gemeint, aber Redewendung).
b) Sie bezeichnet (z.T. im Vergleich) ihre eigene konfliktreiche Situation so (69/10 f.; 83/8; 84/38; 94/11).
c) Sie bezeichnet speziell die drohende Trennung von Ferdinand, später auch von ihrem Vater, so (30/18-21; 52/15; 52/37; 72/3 f.).
d) Als abgeblasste Metapher braucht sie das Wort einmal, um ihre quälende Neugier oder Wißbegierde auszudrücken (52/20; in 69/17 ist „Grabesstille“ verblasster Vergleich).
2. Sie spricht metaphorisch davon, daß sie ihr Leben hingeben möchte für den Geliebten (28/30-32 für Ferdinand; 70/32 f. für den Vater).
3. Sie spricht von ihrem eigenen bevorstehenden Tod:
a) Sie wäre zu sterben bzw. sich zu töten entschlossen,
– falls sie Wurm als Ehemann töten könnte (73/1 f.);
– falls Ferdinand Lady Milford heiratete (85/4).
b) Sie erklärt, was Tod als Ewigkeit positiv bedeutet:
– Möglichkeit, bestehende Schulden zu begleichen (92/20-22);
– Zeit wahrer Menschlichkeit (29/16-22; negativ formuliert in 70/14-16: Aufhebung menschlich gesetzter Unterschiede);
– Ort der Freiheit von Meineiden, der Wahrheit (90/18 ff.);
– Grab als Brautbett (91/2 ff.).
c) Sie lädt Ferdinand dazu ein, mit ihr gemeinsam zu sterben:
– Sie bestätigt entsprechende Ängste ihres Vaters (89/15 f. 24. 29);
– sie lädt Ferdinand in einem Brief dazu ein, den sie dann auf Vorhaltungen ihres Vaters hin nicht abschickt (90/15 ff.)
4. Sie spricht vom drohenden Tod ihres Vaters (70/3 f.).
C) Schluss: Was ergibt sich aus der Analyse für das Verständnis von Luise als Mensch und Bürgerstochter?

(Unklar ist 69/10 f.; 29/16-22 passt nicht recht ins Schema.)
Wesentlich für das Verständnis ihres Sprechens ist die Unterscheidung von metaphorischem und wörtlichem Sprachgebrauch!