Macken schriftlicher Darstellung – eine Parodie

Arthur Bimmel in Klammern

Ein Wort in „Strichen“ angeführt,
heißt, dass Beachtung ihm gebührt.

Man schreibt sie vor dem Worte drunten;
seht so: „Anführungsstriche unten!

Der eine schätzt „Anführungszeichen“,
der andere liebt zu unterstreichen!

Ihm hat zur eignen „Freudbereitung“
fast jedes dritte Wort Bedeutung:

Es wird, Gott weiß, aus was für Schlichen,
fast jedes Wort dick unterstrichen!

Ein drittes Beispiel: Artur Bimmel
hat einen wahren Klammernfimmel!

[Das heißt: er schreibt (es ist zum Jammern!)
fast jedes (dritte) Wort in Klammern!]

Er kann (wie wir es hier probieren)
mit Klammern gradezu jonglieren!

Er wird dereinst (ich will drauf wetten!)
in Klammern sich zur Ruhe betten,

[wenn er an Klammern-Spleen gestorben,
in Klammern sich den Tod erworben!

Dann erst hat er vor Klammern Ruh!
<Ausrufungszeichen! (Klammern zu!)>]

Eduard Müller-Binz (1899 – ?)

Register und Konkordanz als Hilfsmittel

In der SZ vom 12. Oktober 2022, S. 11, hat Lothar Müller ein bemerkenswertes Buch besprochen: Dennis Duncan: Index, eine Geschichte des. Vom Suchen und Finden. Aus dem Englischen von Ursel Schäfer. Verlag Antje Kunstmann, München 2022 (30 Euro)

Duncan erklärt, wieso die Erfindung des Sachregisters durch Robert Grosseteste und der Wortkonkondanz durch Hugo von Saint-Cher die Lektüre revolutioniert haben, indem sie einen ganz neuen Zugriff auf Bücher ermöglichten. „Buchregister sind analoge Suchmaschinen.“ (L. M.) Voraussetzung für deren Einsatz ist die Existenz von Kodizes („ein Stapel Blätter, die gefaltet und am Rücken gebunden werden“), also von gebundenen Büchern, deren Seiten nummeriert sind. Beide Einrichtungen, Register und Konkordanz, sind dem Leser verpflichtet, der einen raschen thematischen Zugriff auf ein Buch braucht. Während die Konkordanz auf reiner Fleißarbeit beruht, stecken in der Anlage eines Registers (oder Index) viele Entscheidungen, unter welchem Schlagwort oder Begriff man etwas erfasst. Duncan betrachte das Registermachen als eine Form der Autorschaft. – Auf künstlerische Experimente mit Registern gehe ich hier nicht ein; ich wollte nur die Bedeutung von Konkordanz und Register für Lehrer und Schüler bewusst machen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Register_(Nachschlagewerk)

https://d-nb.info/981535631/04 (R. Fugmann: Das Buchregister. Methodische Grundlagen und praktische Anwendung)

https://d-indexer.org/grundsaetzliches/ (über Indexing)

https://praxistipps.chip.de/was-ist-ein-index-einfach-erklaert_41562 (Was ist ein Index?)

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Grosseteste (Robert Grosseteste)

https://plato.stanford.edu/entries/grosseteste/ (dito)

https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Robert_Grosseteste (dito)

http://dibb.de/robert-grosseteste.php (dito)

https://de.wikipedia.org/wiki/Konkordanz_(Textwissenschaft) (Konkordanz)

https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/konkordanz/ch/dbd73e44548e26789327d82e08158dc0/ (Konkordanz: Bibel)

https://www.bibel-online.net/kleinekonkordanz_a-e/ (kleine Bibelkonkordanz – Beispiel)

https://www.bibleserver.com/ (große deutsche Konkordanz – man kann in mehreren Übersetzungen suchen!)

https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_von_Saint-Cher (Hugo von St.-Cher)

https://www.deutsche-biographie.de/pnd118707957.html (dito)

https://de.wikibrief.org/wiki/Hugh_of_Saint-Cher (dito)

https://www.wikiwand.com/de/Hugo_von_Saint-Cher (dito, mit Zugang zu seiner Konkondanz)

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/dennis-duncans-buch-index-eine-geschichte-des-18313531.html (Besprechung des Buches in der FAZ; die Besprechung in der SZ gibt es nur gegen Geld zu lesen)

Suchmaschinen – wie schnell sind sie?

Heute habe ich einen Beitrag auf wordpress gepostet und nach wenigen Minuten überprüft, welche Suchmaschine ihn schon erfasst hat. Es waren

https://www.qwant.com/

https://swisscows.com/

https://metager.de/ (über yahoo)

Auch Bing hatte den Beitrag, aber Bing nutze ich nicht.

Bei Google muss man oft Tage warten, bis ein neuer Beitrag auf wordpress von der Maschine angezeigt wird.

Warum Rezensionen oft nichts taugen

Oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein in der SZ hoch gelobtes Buch mich total enttäuscht hat, dass ich mich zum Lesen zwingen musste und öfter nicht über Seite 35 hinausgekommen bin. Jetzt habe ich bei Schlegel den Grund dafür gefunden, indem ich die Rezensenten als Leser betrachte:

Wenn wir nur recht viel klassische Leser hätten: einige klassische Schriftsteller, glaube ich, fänden sich noch wohl. Sie lesen viel und vieles; aber wie und was? Wie viele gibt es denn wohl, welche, nachdem der Reitz der Neuheit ganz vorüber ist, zu einer Schrift, die es verdient, immer von Neuem zurückkehren können; nicht um die Zeit zu tödten, noch um Kenntnisse von dieser oder jener Sache zu erwerben, sondern um sich den Eindruck durch die Wiederholung schärfer zu bestimmen und um sich das Beste ganz anzueignen? So lange es daran fehlt, muß ein reifes Urtheil über die geschriebenen Kunstwerke unter die seltensten Seltenheiten gehören.“ Friedrich Schlegel (in: Akkorde Deutscher Classiker über Philosophie des Lebens, Carlsruhe 1818, S. 129 = § 261, http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2006/3129/pdf/AkkordeClassikerPhilo-1818.pdf)

Kästner-Gedichte für die Schule

Folgende 20 Kästner-Gedichte schlage ich für die Lektüre (und das laute Sprechen!) in der Schule vor:

Die Tretmühle

Herr im Herbst

Der Scheidebrief

Die Zunge der Kultur reicht weit

Mädchens Klage

Sachliche Romanze

Das Gebet keiner Jungfrau

Kurt Schmidt, statt einer Ballade

Misstrauensvotum

Ansprache an Millionäre

Sogenannte Klassefrauen

Gewisse Ehepaare

Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag

Konferenz am Bett

Von faulen Lehrern

Die Entwicklung der Menschheit

Der Handstand auf der Loreley

Der synthetische Mensch

Der geregelte Zeitgenosse

Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?

Die Reihenfolge hier entspricht im Wesentlichen der Abfolge, wie sie in Kästners Gedichtbänden veröffentlicht sind; nur „Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?“ ist bewusst an den Schluss gestellt, weil der Autor sich darin mit der Kritik an seinen Gedichten auseinandersetzt. „Mädchens Klage“ und „Das Gebet keiner Jungfrau“ stellen ausgezeichnete Alternativen zur „Sachliche[n] Romanze“ dar!

Ich habe die Gedichte sowohl nach ästhetischen wie nach thematischen Gesichtspunkten ausgewählt; fortgelassen sind die, welche allzu zeitgebunden waren: So ist die Kritik am Militarismus heute für die BRD überholt. „Sachliche Romanze“ habe ich gegen mein ästhetisches Empfinden aufgenommen, weil es in allen Lesebüchern für Klasse 8/9 steht, obwohl die Schüler in diesem Alter das Ende einer achtjährigen Liebesbeziehung nicht nachvollziehen können.

Da Kästners Gedichte für Erwachsene (oder die Zeitschrift „Jugend“ und damit für Jugendliche) geschrieben sind, schlage ich vor, sie nicht vor Klasse 9 zu lesen; manche sind sogar erst ab Kl. 10 oder 11 zu verstehen – den Wettlauf um „möglichst früh“ sollte man nicht mitmachen!

Man sollte Kästners „Prosaische Zwischenbemerkung“ über seine Gebrauchslyrik kennen, wenn man sich mit seinen Gedichten beschäftigt (in „Die literarische Welt“ vom 28. März 1929, http://www.stiftikus.de/lyrik/kaestbem.doc).

Inzwischen habe ich 20 Gedichte Kästners für die Schule analysiert und mit Erläuterungen versehen: https://krapp-gutknecht.de/thema/balladen-und-lyrik/erich-kaestner-mit-spitzer-feder-25-gedichte/

Literaturportale im Netz

Es gibt verschiedene Portale, die europäische Literatur und anderes anbieten, ohne dass man etwas zahlen oder sich anmelden müsste – leider erst dann, wenn das Urheberrecht erloschen ist:

http://www.zeno.org/ (sehr übersichtlich, aber kleine Schrift)

http://gutenberg.spiegel.de/ (größere Schrift, aber nicht übersichtlich: Man kann nur Seite für Seite umblättern!)

https://www.offenesbuch.com/ (übersichtlich und große Schrift)

http://archive.org/search.php? (viele digitalisierte Bücher, auch Erstdrucke, deutsche Bücher oft in Frakturschrift)

Vgl. ferner

https://wiki.zum.de/wiki/Literaturportale

https://bbb.neteler.org/buecher/

http://www.poetenladen.de/litlinks3.html

http://www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?LiteraturPortale

http://www.oezb-verlag.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1&Itemid=82

Cornelsen und kein Ende

Cornelsen ist auf dem Schulbuchmarkt ein Riese; daher kann der Verlag sich jede Menge Schlamperei erlauben. Dass die Bücher weithin miserabel gemacht sind, stelle ich seit Jahren fest. Dieser Tage konnte ich es wieder am Arbeitsheft zum Deutschbuch 8, Integrierte Ausgabe, feststellen.

 

Ich möchte an einem Beispiel die Schwäche des Arbeitsheftes aufzeigen: Beispiel: S. 66, Satzglieder.

a) Im Text steht bei „von England nach Amerika“ als Bestimmung „adverbiale Bestimmung des Ortes“; in Wahrheit sind das zwei adverbiale Bestimmungen, man kann sie ohne weiteres trennen und an verschiedenen Stellen platzieren. Hier genügte eine Korrektur.

b) In der Liste der Satzglieder fehlen das Präpo-Objekt und das Prädikativ; das ist Satzlehre auf dem Niveau einer 5. Klasse! Im zu bearbeitenden Text kommen aber Präpo-Objekt und Prädikativ vor (wenn auch nicht als einzusetzende Phrasen), nur gibt es dafür laut Tabelle keinen Namen (und keine Erklärung). Wenn man also nicht nur die dafür vorgesehenen Satzglieder einsetzt, sondern auch die anderen Satzglieder im Text bestimmen will, steht man auf dem Schlauch.

Ferner: In der Spalte „Frageprobe“ stehen nur Fragewörter („Wer? Was?“ usw.); eine Frageprobe ist aber zweifellos ein ganzer Satz, in dem das zu bestimmende Satzglied durch das Fragewort ersetzt ist. Aus meiner Praxis weiß ich, dass bloße Fragewörter zu äußern sinnlos ist; da sagen/raten die Schüler irgendetwas ohne Sinn und Verstand…

Solche Fehler sind nur durch eine Neubearbeitung zu beheben. Das gilt erst recht für die Fehler bei der Einführung der indirekten Rede: Die Erklärung der indirekten Rede im Arbeitsheft 8 (zu: Deutschbuch. Differenzierende Ausgabe, Cornelsen 2015) ist nicht nur nicht richtig, sondern auch falsch. Nicht richtig ist sie, weil die perspektivische Verschiebung vom Ich-Hier-Jetzt der direkten zum Er/Sie-Dort-Damals der indirekten Rede nicht eingeführt und erklärt wird. Falsch sind die Lösungen der Aufgaben zu S. 62 im Lösungsheft: a) Der Tempusfehler aus Aufgabe 1 („erklärt“ und „beklagt“ gehören im Bericht ins Präteritum!) wird in die Aufgabe 2 übernommen (P.-P. „meint“ statt „meinte“). b) Richtig müsste die Lösung lauten: „in Deutschland und England würden die Menschen [statt: wir] die Wolken schlecht machen, weil sie [statt: wir] so viele davon hätten“; „wir“ bleibt als Fehler unerkannt wegen des Adverbials „in Deutschland und England“ – tauscht man es gegen das gleichwertige Adverbial „in Polen“ aus, sieht man direkt, dass „wir“ in „die Menschen“ umgeformt werden muss. In allen drei Beispielen ist die Lösung im Lösungsheft falsch.

Ich habe der für das Projekt Deutschbuch zuständigen Dame angeboten, dass ich für 250 Euro die Fehler des Heftes korrigieren würde. Mir wurde mitgeteilt, dass für solche außerplanmäßige Arbeit kein Geld vorhanden sei; außerdem seien die Mängel (abgesehen von den zwei adverbialen Bestimmungen) eigentlich auch gar keine Mängel, sondern didaktische Vereinfachung. So kann man es auch sehen, wenn man seinen eigenen Murx nicht korrigieren will: Er verkauft sich ja auch so – Cornelsen ist halt ein Scheißverlag, der hoffentlich bald an seiner eigenen Größe kaputt geht.