Das Drama des begabten Kindes – in der Schule

Das Drama des begabten Kindes“ war ein Bestseller der Alice Miller; über dieses Buch informieren die unten verlinkten Texte. Mir geht es dagegen um ein Drama des intellektuell begabten Kindes, dem alles leicht zufliegt.

Wenn ein solches Kind nicht auf Lehrer trifft, die zugleich „fördern und fordern“, dann gereicht ihm seine Begabung nicht zum Nutzen: Es braucht nicht ernsthaft zu arbeiten, um sich in der Spitzengruppe der Klasse halten; wenn es aber nicht regelmäßig zu arbeiten lernt, dann kann es nicht arbeiten, wenn es arbeiten können müsste – spätestens im Studium. Es hat sich daran gewöhnt, dass es „auch so“ durchkommt – bis es eben auf einmal nicht mehr auch so, ohne zu arbeiten, durchkommt. Und dann ist es oft zu spät, um das Steuer noch herumzureißen, und das einst begabte Kind wird – beruflich – ein mittelprächtiger Erwachsener.

Ich erinnere mich besonders gut an zwei Fälle. Der erste war D., ein wirklich begabter Junge oder junger Mann, der ohne zu arbeiten bei mir in Deutsch eine 3 bekam, was immerhin etwas heißt. Warum sollte er auch arbeiten? Das Leben war schön und es genügte ihm, aufmerksam dem Unterricht zu folgen. Er ging dann zum Studium an die RWTH Aachen; dort hat er keinen Abschluss geschafft, weil an der RWTH bei den Ingenieuren erbarmungslos gesiebt wird und man mit D.s lascher Einstellung dort keinen Blumentopf gewinnen kann. Nach dem Abbruch/Ende des Studiums hat er gejobt; was er jetzt macht, weiß ich nicht.

Der zweite Fall war L., eine begabte eloquente Schülerin mit schneller Auffassung, die sich aber nur gelegentlich zum Arbeiten aufraffte und die es gewohnt war, damit gute Noten zu bekommen. Als sie damit einmal bei mir in einer Klausur auf „befriedigend“ kam, haben ihre Eltern ein Riesentrara veranstaltet, einschließlich einer Beschwerde bei der Schulaufsicht in Düsseldorf: Ich versaute ihrer Tochter mit so einer Note die geplante große Karriere… L. wechselte dann in einen anderen Kurs, wo sie allerdings auch nicht über 2- hinauskam. Sie hat dann eines der weichen Fächer studiert und arbeitet, ohne ihr großes Berufsziel erreicht zu haben, mittlerweile als Angestellte in einem Konzern.

Fazit: Niemandem ist damit gedient, wenn man ihm gute Noten hinterherschmeißt; niemandem ist damit gedient, wenn man ihm „gute“ Leistungen bescheinigt, obwohl man keine Leistung verlangt hat – und es ihm durch guten Unterricht ermöglicht hat, diese Leistung auch zu erbringen. Aber das ist ein weites Feld: Es gibt viele Kollegen, die sich ihre Ruhe damit erkaufen, dass sie gute Noten mit der Gießkanne ausschütten – kluge Schüler und die Kollegen belächeln das, der Schulleiter und die Eltern freuen sich, und der Kollege, der als Nachfolger einer solchen Flasche arbeitet, kann dann eine sehr heiße Suppe auslöffeln.

Zum Buch der Alice Miller:

https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Miller#Das_Drama_des_begabten_Kindes_(1979,_Neufassung_1994) (Inhalt, kurz)

http://www.irwish.de/PDF/Miller/Miller-Drama_des_begabten_Kindes.pdf (Text?)

https://www.hausarbeiten.de/document/106858 (eine Hausarbeit als „Analyse“)

Studie zu Hausaufgaben

Es gibt bei der Art, seine Hausaufgaben zu erledigen, so etwas wie Typen des Schülerverhaltens…

http://www.welt.de/print/wams/wissen/article147451294/Hausaufgaben-Nein-danke.html und

http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article147483464/Machen-Hausaufgaben-Kinder-zu-besseren-Schuelern.html

http://www.maedchen.de/artikel/studie-hausaufgaben-schaden-2807793.html (das Ganze für Schülerinnen)

Prinzip des Lernens

„Begreifen die Leute denn wirklich nicht, daß zur Erlangung einer eigenen Meinung vor allen Dingen Arbeit gehört, eigene Mühe, eigener Versuch in einer Sache, eigene Erfahrung! Ohne eigene Mühe wird nie etwas erworben.“ (Stepan Trofimowitsch, in Dostojewski: Die Dämonen. Übersetzt von E. K. Rahsin, Piper 1999, S. 51)

Studie ICILS: Computer- und informationsbezogene Kompetenzen

Am Freitag, 21. November 2014, berichtete die SZ unter der Überschrift „Alte Schule. Achtklässler liegen mit ihren Computer-Kompetenzen international nur im Mittelfeld“ (I. Alwardt und R. Preuss, S. 5) über Ergebnisse der Studie Icils 2013. Für mich der entscheidende Satz: „Nur 1,5 Prozent der deutschen Achtklässler erreichen die höchste Kompetenzstufe, das heißt, sie finden sich allein in der digitalen Welt zurecht und können Inhalte eigenständig kritisch hinterfragen.“

Als Gründe werden genannt:

  • die mangelnde Ausbildung vieler Lehrer im Umgang mit den neuen Techniken,
  • die magere Ausstattung vieler Schulen (im Klassenraum kommen durchschnittlich über 11 Schüler auf einen Computer),
  • das Design des Lehrplans (Schattendasein des Fachs Informatik).

Nun bezweifle ich, dass man im Fach Informatik die Kompetenzen der höchsten Stufe erlernt: Da lernt man, wie die Maschine Computer funktioniert, aber nicht, wie man mit ihr arbeitet – aber das ist wieder eine andere Frage. Elementarer scheint mir, dass man in allen Fächern den Wissenserwerb und den kritischen Umgang mit den eigenen Meinungen, mit dem Wissen des Lehrers und der Lehrbücher trainieren könnte [keine einzige Klasse hat zunächst verstanden, wenn ich einen Fehler ausdrücklich als „ein schöner Fehler!“ gelobt habe – schön deshalb, weil man an ihm exemplarisch zeigen konnte, wo und warum das Verstehen in die Irre ging]; viel zu oft sind Lehrer jedoch froh, wenn Schüler überhaupt „etwas“ lernen, wenn sie überhaupt „Ergebnisse“ vorweisen [wozu auch didaktische Moden und die Verherrlichung der Gruppenarbeit beitragen], und seien sie auch durch „copy & paste“ beschafft und dementsprechend unverstanden. Aber wer will das den Lehrern verdenken, wenn sie 25-30 Kinder vor sich haben (inzwischen auch noch die Inklusionskinder, und zwar ohne ausreichende Unterstützung durch Fachleute!) und wissen: Die nächste Klassenarbeit kommt bestimmt? Viele Lehrer kommen selber nicht über „coppy & paste“ hinaus, muss man ehrlicherweise zugestehen… was auch eine Frage der Bezahlung (und der Stundenzahl) und der Berufswahl ist – warum sollten Spitzenkräfte als Lehrer bei einem Gehalt von A 12 oder A 13 mit 25 Wochenstunden in die Schule gehen?

Studie ICILS

http://www.bmbf.de/de/17893.php Bericht

http://ifs-dortmund.de/assets/files/icils2013/ICILS_2013_Berichtsband.pdf (Berichtband)

http://www.bmbf.de/de/25291.php (Kurzfassung)

https://kw.uni-paderborn.de/institute-einrichtungen/institut-fuer-erziehungswissenschaft/arbeitsbereiche/prof-dr-birgit-eickelmann/forschung/projekt-icils-2013/ (Projektbeschreibung)

http://ifs-dortmund.de/icils2013-projektbeschreibung.html (Projektbeschreibung) IEA

http://ifs-dortmund.de/icils-cil.html (die Computer- und informationsbezogenen Kompetenzen)

http://www.iea-dpc.de/de/studien/aktuelle-studien/icils-2013.html

Presseberichte (Auswahl)

http://www.tagesspiegel.de/wissen/icils-studie-zu-it-kompetenzen-von-schuelern-deutsche-achtklaessler-im-digitalen-mittelfeld/11005980.html

http://www.wiwo.de/erfolg/campus-mba/icils-studie-maedchen-koennen-besser-mit-dem-internet-umgehen/11007346.html

http://www.deutschlandfunk.de/icils-studie-deutsche-schueler-bei-computerkompetenz-im.680.de.html?dram:article_id=303841 (Interview Brinkmann/Bos)

http://www.stern.de/familie/kinder/icils-studie-lehrer-beschweren-sich-ueber-mittelalterliche-ausstattung-der-schulen-2154340.html

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/iclis-studie-zu-computer-faehigkeiten-deutschland-hinkt-hinterher-a-1004079.html

http://www.bildungsspiegel.de/bildungsnews/news/2770-internationale-bildungsstudie-icils-misst-computerkompetenzen.html

http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2014-11/digitale-medien-unterricht-schule (Interview Eickelmann)

https://www.freitag.de/autoren/heinz777/abgehaengt-schon-in-der-schule (mit Diskussion der Leser)

http://www.die-stadtredaktion.de/2014/11/rubriken/gesellschaft/bildung/icils-studie-die-copy-und-paste-nation/

http://www.news4teachers.de/2014/11/der-icils-schreck-deutsche-schueler-bei-computer-kompetenzen-international-nur-im-mittelfeld/ (mit Diskussion von Lehrern)

http://www.pnn.de/politik/912542/

http://sciencefiles.org/2014/11/20/arbeitsdrohnen-und-anleiter-noch-ein-leistungstest-bei-schulern/#comments (ein Blog)

http://2headz.ch/blog/studie-icils-2013-nicht-auf-die-haufigkeit-kommt-es-an/ (ein Blog)

http://www.kmk.org/presse-und-aktuelles/meldung/icils-2013-bewertet-computer-und-informationsbezogene-kompetenzen-der-schuelerinnen-und-schueler-in.html (KMK)

Dabei neue Medien entdeckt:

http://www.bildungsspiegel.de/

http://www.news4teachers.de/

Zusammenfassung des Unterrichts, Übersicht – ein Beispiel

In meinem Philosophieunterricht habe ich selber dreimal pro Halbjahr eine Zusammenfassung gemacht – einmal für mich selber, damit ich später bei der Formulierung der Abituraufgaben wusste, was wir „gemacht“ hatten, dann für die Schüler, damit diese beim Abitur nicht nur eine Loseblatt-Sammlung von Arbeitsblättern vor sich hatten, sondern auch eine Übersicht über den Gedankengang, den wir gemeinsam absolviert hatten. Ich stelle als Beispiel eine solche Zusammenfassung aus dem Schuljahr 1994/95 vor; ich denke, dass das Zusammenfassen eine gute Idee und Praxis war.

1. Zusammenfassung Pl 12.1, 1994/95: Ethik

Die Ethik ist mit der Frage befasst, was wir tun sollen. – Zur ersten Unterscheidung des moralisch Guten (was man tun soll) haben wir auf das gesetzlich Vorgeschriebene und das von der Sitte Geforderte zurückgegriffen. Es folgten einige Versuche, den Begriff des sittlich Guten zu demontieren:

1. Wilhelm E. Mühlmann: Überprägnante Modelle (aus dem Aufsatz: Der Mensch als Kulturwesen. In: Homo Creator, Wiesbaden 1962), begreift die moralischen Normen als Sonderfall der überprägnanten Symbole; diesem Charakter entspräche es, dass sie nicht ganz wörtlich zu nehmen wären, sondern eigentlich nur eine Tendenz des geforderten Handelns bezeichneten. Wir haben am Verbot des Lügens (am Gebot, wahrhaftig zu sprechen) diskutiert, ob Mühlmann recht hat.

2. David Hume: Über die Prinzipien der Moral (Nr. 11), sieht das Moment des öffentlichen Nutzens als Kern der moralischen Forderungen. Hume argumentiert unscharf. Wir haben versucht zu präzisieren, was Hume sagt und was überhaupt Gegenstand der moralischen Beurteilung ist: das Ziel eines handelnden Menschen – die einzelne Handlung – die Handlungsweise (das Prinzip des Handelns: einem Bettler helfen z.B.) – Folgen der Handlung? oder der Mensch selbst in seinem „Kern“ (Herzen)?

3. Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral (Nr. 13). Nietzsche fragt, woher überhaupt die Unterscheidung „gut – böse“ stammt, welchen Wert sie hat. Er lehnt jede moralische Beurteilung des Handelns ab, da es keinen Täter „hinter“ dem Tun gebe, da der Starke nur stark sein könne…

In der Erörterung haben wir v.a. die Wahl des Beispiels (Lämmer – Adler) und die These vom täterlosen Tun diskutiert.

— Es wurden AB zur Textanalyse und zur Erörterung besprochen und der Aufsatz „Die Strategie der Kopfarbeit“ von V. Ladenthin verteilt – zum Lesen.

— Aufgrund unserer Gespräche ist der folgende Unterricht so geplant, dass jetzt die Konzeption des moralisch Guten als des für alle, des an sich Guten besprochen werden soll nebst Kants Versuch, ein oberstes Kriterium für alle moralisch richtigen Sätze (Forderungen, Grundsätze) zu finden; danach steht Georg Simmels Versuch, ein individuelles Gesetz zu denken, zur Diskussion.

Spaemann, Robert: Moralische Grundbegriffe. München 1982, unterscheidet das moralisch Gute von dem für mich oder zu etwas Guten und sagt, dass der moralische Gesichtspunkt „die richtige, die wirklichkeitsgemäße Ordnung der Sachgesichtspunkte“ ist (S. 89), also nicht irgendwie zu den sachlichen Überlegungen hinzukommt (unser Beispiel: der gute Lehrer), und dass letztlich der Mensch, nicht eine Handlung o.ä. gut ist. (Ähnlich R. Ginters: Werte und Normen, 1982, Kap. V: Der moralische Standpunkt ist der der Unparteilichkeit. Moralische Urteile müssen universal sein, können also nie für den Einzelfall gelten. Moral beginnt bei der Feindesliebe. Sittlich sein hängt nur vom eigenen guten Willen ab, so unparteiisch zu lieben.)       17.09.94

2. Zusammenfassung Pl 12.1 – 94/95 (Ethik)

Einführung in Kants Schrift: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten

Voraussetzung: Nach Kant ist nur ein guter Wille ohne Einschränkung gut. Daher untersucht er verschiedene Grundsätze und Imperative des Willens. Moral könne es nur für vernünftige Wesen (bzw. für uns insofern, als wir vernünftig sind) geben.

Tabelle: Übersicht über die drei möglichen Arten von Imperativen. Analyse des Textes BA 48-52. Fragen zu Kant:

– Woher kommen (stammen) die Gebote?

– Was leisten Kants weitere Formeln des kategorischen Imperativs?

– Was ergibt sich aus den Beispielen, in denen er den kategorischen Imperativ als Kriterium der Moralität vorführt?

1. Klausur: Über das Vergeben und das Versprechen (H. Arendt); Arendt geht im Gegensatz zu Kant davon aus, dass fehlbare Menschen mit einem unruhigen Herzen Hinweise brauchen, wie sie handeln sollen.

Wir haben dann noch die dritte Formel des kategorischen Imperativs und Kants zweites Beispiel (Darf ich mir Geld borgen…) diskutiert.

Thema: L i e b e

Peter Weiss: Fluchtpunkt (es 125), S. 180-186, vorgelesen; gegen die Skepsis, man könne nicht allgemein über Liebe sprechen, habe ich die potentiell befreiende Leistung begrifflichen Denkens verteidigt: Es löst mich aus letzter Gefühlichkeit (und damit Verantwortung/Schuld für alles Gescheiterte) heraus und zeigt, was daran Fall, fallhaft, gesetzmäßig ablaufendes Geschehen ist.

Rede des Aristophanes aus Platons „Symposion“ (Gastmahl); Begriff des Mythos; Auszüge aus Felix Schottlaender: Des Lebens schöne Mitte (1953),  S. 18-51: Arten der Liebe; Bedeutung der Übertragung; Ich-Ideal; Verzicht auf die Projektion des Seelenbildes… Im Anschluss an Schottlaender haben wir besprochen, ob Jugendliche in diese „späten“ Stadien der Liebe kommen können, ob die Erwachsenen ihnen zu viel reinreden (und ihnen eigene Erfahrungen präsentieren), ob die allgemeinen Lebenserfahrungen den Einzelfall treffen können.

Der Aufsatz von H. Schlodder sollte zeigen, wie die begriffliche Sprache (über „Beziehungen“) missbraucht werden kann, wenn sie entweder mit zu hohen Idealen (Ansprüchen an andere und sich) verbunden ist, das Ich mit seinem Gefühl und seiner Verantwortung ausschaltet oder als Waffe verwendet wird.

J.W. Goethe: Warum gabst du uns die tiefen Blicke… (1776).

Der Bericht von C.B. Sucher über Castro (SZ 28.10.94) sollte zeigen, wie die Versuche, Identität in totaler (total „authentischer“) Sexualität zu finden oder zu gründen, scheitern.

Literaturhinweise auf Tobias Brocher (1975), H.J. Gamm, Dieter Wyss, Hubert  Fichte (Wolli Indienfahrer, 1978, als Fischer 5425 in 1983 erschienen). – Roland Barthes: Fragmente einer Sprache der Liebe (1984, auch als TB), ist vermutlich zu anspruchsvoll.

Den Schluss bildeten Überlegungen, wie „eros“ unser ganzes Leben bestimmt, nicht nur das primär erotisch-sexuelle Geschehen.

a) Rede des Sokrates in Platons „Symposion“ (199 c ff.): Eros ist eine Beziehung (bzw. Relationsbegriff): Streben nach dem Schönen, nach dem Guten. Eros ist ein „Dämon“ oder ein Dämonisches: die vermittelnde Kraft, jedes Verlangen nach dem Guten, dessen (uns zugängliche) Form das Schaffen und „Zeugen“ ist; Philosophen sind Erotiker des Wissens. – Britta weist auf den verwandten libido-Begriff Sigmund Freuds hin.

b) „Dr. Pausers Werbebewusstsein: Die Brust als Geldsack“ (DIE ZEIT, 1994): In diesem Artikel wird gezeigt, welche Bedeutung das Geld (und die es vermittelnden Versicherungen – ergänze: und Banken) als vermittelndes (erotisches!) Medium heute hat (haben): Brust als Geldsack als Brust…

Schlussgedicht von Theodor Storm: Im Herbste.         19.11.94

3. Zusammenfassung Pl 12.1 – 94/95 (Ethik)

Das letzte Thema des 1. Halbjahrs (1994/95) war  V e r a n t w o r t u n g .

Z. Baumann: Wir sind wie Landstreicher (AB): Versuch einer Analyse des modernen Bewusstseins; gedacht als Folie, vor der man fragen kann: Wofür sind wir bzw. bin ich verantwortlich? Darauf haben wir „für Schwächere und für sich selbst“ geantwortet; haben gesehen, dass Verantwortung an Fähigkeiten gebunden ist; haben gefragt, woher denn Verantwortung uns zukommt.

M. Riedel: Freiheit und Verantwortung (AB), untersucht,

– wofür wir verantwortlich sind,

– dass Verantwortung in den Institutionen des Zusammenlebens gründet,

– dass ihr „letzter“ Grund in der (Notwendigkeit der) Kommunikation liegt,

– dass Verantwortung zu haben bedeutet: frei zu sein.

H. Jonas: Das Prinzip Verantwortung (AB), unterscheidet Verantwortung: für das, was man getan hat – für das, was man tun muss;

hier: rechtlich: für die Folgen des Handelns – moralisch: für die Tat.

Wir haben dann über die Verantwortung des Schülers für seine Leistungen aufgrund der Finanzierung seiner Arbeit durch die Bürger (den Staat) gesprochen; über den Sinn, für den Besuch der Sek. II Schulgeld einzuführen…

Während eine kleine revolutionäre Minderheit sich in der 2. Klausur mit dem Verständnis von Treue auseinandersetzte (E.H. Erikson vs. Schottlaender), untersuchte die Mehrheit den Unterschied zwischen Liebespaar(-Beziehung) und Ehe anhand zweier AB von R. König.

Diese Gegenüberstellung sollte zum einen unsere Überlegungen zur Liebe abrunden, zum anderen in dieser Unterscheidung die Frage nach der Verantwortung verdeutlichen. Verantwortung gibt es nach König in der  G r u p p e ; Gemeinschaft  sei (als Ausdruck innerer Verbundenheit) kein hinreichendes Medium sozialer Bindungen.

Max Weber: Politik als Beruf (Text VI.2.4 in „Gewalt-Recht-Freiheit“ = GRF) bietet mit einer Unterscheidung von Gesinnungs- und Verantwortungsethik den Abschluss des Themas und die Überleitung zur Politischen Philosophie (12.2).

Weber unterscheidet das geplante Ziel des Handelns von seinen tatsächlichen  Folgen; den Zweck von den Mitteln des Handelns (und bestimmt als Mittel des politischen Handelns die Macht, die sich auf Gewaltandrohung und –anwendung stützt); den Führer mit seinen Zielen vom Gefolge mit seinen eigenen Absichten; die reine Absicht und die faktisch notwendigen Kompromisse beim Handeln, was er gerade anhand von Beispielen aus der Religionsgeschichte als notwendig zu erklären sucht. – Dazu gab es einen Test.

Wir haben uns gefragt, ob der Zweck die Mittel heiligt, und was mit dieser Frage gemeint ist, wenn man den Satz nicht zur zynischen Rechtfertigung jeder Missetat missbrauchen will. – Erst dann, wenn man das bloße momentane Handeln überschreitet (nach vorheriger Absicht – späterem Erfolg) und mit dem Begriff der Mittel auch „die Kosten“ diskutabel macht, ist eine sinnvolle Erörterung (Politik: alternative Wege für gleiche Ziele suchen und über primäre Ziele streiten) und moralische Bewertung von Handlungen möglich.

Das  G e f a n g e n e n d i l e m m a  (AB Sainsbury) war das letzte Thema dieses Halbjahrs. Nach der Diskussion, was der isolierte Gefangene denn tun sollte im Sinn einer vernünftigen Entscheidung, haben wir die Vernunft-Konzeption des Dilemmas untersucht und kritisiert (im Sinn einer menschlichen Solidarität: Kategorischer Imperativ) und dann gefragt, wie man diese richtige, wenn auch stets gefährdete humane Vernunft in ihrem Wirken sichern kann: Verfassung des Zusammenlebens. – Mir ist übrigens aufgefallen, wie Ihr bei der Diskussion Solidarität immer wieder mit der Frage verbunden habt, ob die beiden sich kennen.

Vielen Dank für die Zusammenarbeit! Tn

Lernen durch Nutzung des Internets beeinflusst

SPIEGEL online berichtet über eine Untersuchung, in der festgestellt wurde, dass wir weniger „lernen“ oder behalten, wenn wir davon ausgehen, dass dieses Wissen jederzeit im Internet abrufbar ist:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,774658,00.html

Die Frage ist, wie man diese Feststellung bewertet: Wird das Gedächtnis entlastet oder schwächer? Vgl. dazu den Kommentar im „Freitag“!

sich auf eine Prüfung bzw. das Examen vorbereiten

Auf die Frage C.s, wie sie sich besser auf die Examensarbeit konzentrieren könne, ihr falle einfach nichts ein, habe ich und dann meine Tochter Hanna Folgendes geantwortet:
Was deine Frage zur Konzentration beim Schreiben angeht:
1. Mir hilft es, wenn ich die Gliederung dessen, was ich schreiben möchte, vorher notiert habe; dann kann ich den Text am Rechner entfalten. Aber am Rechner denken (= sortieren), das ist zu viel!
2. Nach zwei Stunden hast du eo ipso eine Pause von mindestens 15 Minuten verdient (und nötig!); da solltest du abschalten, etwas anderes tun, etwas trinken, dich bewegen (Gymnastik!). Und nach zweimal zwei Stunden brauchst du eine größere Pause: einkaufen o.ä. Mehr als fünf solcher Zwei-Stunden-Einheiten gibt ein normaler Arbeitstag nicht her, damit hast du ihn randvoll gepackt!
Eine Erfahrung: Beim Schreiben kommen einem neue Ideen; diese solltest du unbedingt notieren (oder farbig in den Text eintragen), um später die eigene Gliederung vielleicht noch umzukrempeln.
Was das Schreiben angeht, so ist das heute ja viel einfacher als früher: Man kann am Rechner so leicht einen Text überarbeiten, wie man es früher nie zu träumen gewagt hätte. Also: schreiben! Und dann später noch einmal überarbeiten: „Ist es das, was ich sagen will?“
„Schüler lernen Lernen“: Das ist der Titel eines wichtigen Buches von Regula D. Schräder-Naef (Beltz Verlag, 3. Aufl. 1987, in der 19. Auflage im Jahr 2000 unter dem Titel „Rationeller Lernen lernen“ erschienen). Eine Linksammlung: http://norberto42.kulando.de/post/2007/09/13/lerntipps
Erfahrungen meiner Tochter aus ihrem gerade bestandenen Examen:
I. Erst mal natürlich die allgemeinen Tipps zur Organisierung des Lernstoffs:
Zeitplan machen – wann ist Examen, wie viele Wochen/Monate sind bis dahin, bis wann will ich erstmals mit dem Stoff durch sein, wie viele Monate/Wochen hab ich bis dahin, Lernstoff auf diese Monate/Wochen aufteilen und immer zu Wochenbeginn den Lernstoff der Woche auf die Tage aufteilen.
Dabei:
– Wiederholung einplanen (z.B. immer am Abend den Stoff des Tages oder am nächsten Morgen eine kurze Analyse: wo steh ich gerade o.ä.)
– Abwechslung einplanen (Lernphasen und Anwendungsphasen (Aufgaben/Übungen u.ä.), ggf. Lerngruppe zu Abprüfung des Stoffes, aber nicht mit engen Freunden, sondern besser mit Leuten, die man nur flüchtig kennt und die auf einem ähnlichen Lernlevel sind
– System verwenden, mit dem man selbst klarkommt (Karteikarten oder Skripte schreiben, in denen man alles zusammenfasst; selbst Diagramme erstellen etc)
II. Wenn man merkt, dass man grad nichts aufnimmt: aufhören! Nicht dasitzen und das Buch anstarren, sondern dann raus, Sport machen oder sonstige Dinge machen, die erledigt werden müssen, wie spülen/putzen u.ä.!
III. Aufpassen, dass man sich abends oder am WE noch Zeit zur Entspannung nimmt für Sport/Freunde treffen! Lieber 8 h am Tag konzentriert arbeiten und dann abends noch was Schönes machen, als dass man jeden Tag 10 h dasitzt und nichts schafft, weil man immer frustrierter wird.
IV. Nur dann mit Leuten aus dem Semester über das Examen reden, wenn das einen nicht kirre macht! Ansonsten solche Gespräche, die einen verrückt machen, konsequent vermeiden!
V. Weiß nicht, inwiefern das jetzt für Jura nur gilt oder man das verallgemeinern kann: Probeklausuren schreiben und die Korrektur sorgfältig durcharbeiten, egal wie frustrierend das ist, weil man nichts gekonnt hat. Dabei ganz ehrlich zu sich selber sein und sich eingestehen, was man nicht konnte und warum. Ggf. selbe Klausur noch mal schreiben und versuchen, es jetzt richtig zu machen.
VI. Noch zur Zeitplanung: realistisch planen und Pufferzeiten einplanen.
Und herausfinden, wie man am besten lernt und dementsprechend das Lernen ausrichten (besser morgens/nachmittags/abends; besser in der Bibliothek oder besser zu Hause; Stör-/Ablenkungsquellen ausschalten)!
C. schrieb mir am 1. Juli:
Ich glaube, dass ich heute „die“ Lösung gefunden habe. Meine Freundin, die Jura studiert und im Moment ihr Häusliche Arbeit schreibt, hat mich davon überzeugt, heute mal mit in die juristische Bibliothek zum Lernen zu gehen. Es gefiel mir erstaunlicherweise richtig gut dort, sodass ich konzentriert meine Aufgaben angehen konnte, ohne von anderen Dingen abgelenkt zu werden. Nach dem Lernen bin ich joggen gegangen und nun bin zufrieden und entspannt.
Wenn ich die nächsten Tage/Wochen weiter in diesem Rythmus arbeiten kann, bin ich echt glücklich!