Eine Parabel von der gerechten Beurteilung: „Die Schnellläufer“

Hans Chr. Andersen: Die Schnellläufer

Ein Preis war ausgesetzt, sogar zwei Preise, ein kleiner und ein großer, für die größte Schnelligkeit, aber nicht in einem einzigen Lauf, sondern über das ganze Jahr verteilt.

»Ich bekam den ersten Preis«, sprach der Hase; »Gerechtigkeit muss schließlich sein, wenn Verwandte und gute Freunde im Preisrichterkollegium sitzen; dass aber die Schnecke den zweiten Preis erhielt, finde ich fast beleidigend für mich!«

»Nein,« versicherte der Zaunpfahl, der Zeuge bei der Preisverteilung gewesen war, »man muss auch Fleiß und den guten Willen berücksichtigen; das sagten mehrere achtbare Preisrichter, und das habe ich wohl begriffen. Die Schnecke hat freilich ein halbes Jahr gebraucht, um über die Türschwelle zu gelangen; allein, sie hat sich einen Schaden zugezogen, hat sich das Schlüsselbein gebrochen bei der Eile, die es doch für sie war. Sie hat ganz und gar für ihren Lauf gelebt, und sie lief mit ihrem Hause auf dem Rücken! Das alles ist sehr charmant, und sie bekam deshalb auch den zweiten Preis.«

»Mich hätte man doch auch berücksichtigen können«, sagte die Schwalbe; »ich sollte meinen, dass niemand sich schneller als ich im Flug und Schwung gezeigt hat. Und wie weit bin ich herumgekommen, weit, weit, ganz weit!«

»Ja, das ist gerade Ihr Unglück«, sprach der Zaunpfahl, »Sie sind zu flatterhaft! Immer müssen Sie auf die Fahrt, sogar ins Ausland, wenn es hier zu frieren beginnt. Sie haben keine Vaterlandsliebe! Sie konnten deshalb nicht berücksichtigt werden.«

»Wenn ich nun aber den ganzen Winter hindurch in der Moorheide läge«, erwiderte die Schwalbe, »wenn ich also die ganze Zeit schliefe, würde ich dann in Betracht gezogen?«

»Bringen Sie eine Bescheinigung der alten Moorfrau, dass Sie die halbe Zeit im Vaterland verschlafen haben, dann sollen Sie berücksichtigt werden.«

»Ich hätte eigentlich den ersten Preis und nicht den zweiten verdient«, sprach die Schnecke. »Denn ich weiß genau, dass der Hase nur aus Feigheit gelaufen ist, weil er jedes Mal meinte, es sei Gefahr im Verzug. Ich hingegen habe mir Laufen zur Lebensaufgabe gemacht und bin im Dienst zum Krüppel geworden. Sollte überhaupt jemand den ersten Preis bekommen, dann wäre ich es. – Aber ich verstehe es nicht, mich vorzudrängen, so etwas verachte ich.«

»Ich kann mit Wort und Rede dafür geradestehen, dass jeder Preis – wenigstens mit meiner Stimme – unter dem Aspekt der Gerechtigkeit gegeben worden ist«, sprach der alte Grenzpfahl im Wald, der Mitglied des entscheidenden Richterkollegiums war. »Ich gehe stets systematisch, mit Überlegung und Berechnung vor. Siebenmal habe ich früher bereits die Ehre gehabt, bei der Preisvergabe dabei zu sein und mitzustimmen, aber erst dieses Mal habe ich mich durchsetzen können. Ich bin bei jeder Abstimmung von etwas Bestimmtem ausgegangen; ich bin beim ersten Preise von vorne im Alphabet, beim zweiten von hinten ausgegangen. Passen Sie nun gut auf, ich will Ihnen das genau erklären. Der achte Buchstaben von A aus ist H, da haben wir den Hasen, und deshalb erkannte ich dem Hasen den ersten Preis zu; der achte Buchstabe von hinten ist S, und deshalb erhielt die Schnecke den zweiten Preis. Das nächste Mal wird ein Tier mit I erster und eines mit R zweiter. Es muss bei allen Dingen Ordnung herrschen! Man muss für sein Urteil immer ein bestimmtes Kriterium haben.«

»Ich hätte freilich für mich selbst gestimmt, wenn ich nicht unter den Richtern gewesen wäre«, sagte der Maulesel, der gleichfalls Preisrichter war. »Man muss nicht allein die Schnelligkeit berücksichtigen, mit welcher man vorwärts kommt, sondern auch andere Eigenschaften, zum Beispiel wie viel jemand zu ziehen vermag. Doch das wollte ich dieses Mal nicht hervorheben, auch nicht die Klugheit des Hasen auf der Flucht, wenn er plötzlich einen Sprung seitwärts macht, um die Verfolger auf eine falsche Fährte zu leiten, damit sie nicht wissen, wo er steckt. Nein, es gibt noch etwas, worauf viel Gewicht liegt und das man nicht außer Acht lassen darf – ich meine das, was man das Schöne nennt. Auf das Schöne richtet sich hauptsächlich meine Aufmerksamkeit; ich schaute mir die schönen, wohlgeformten Ohren des Hasen an, es ist eine wahre Freude zu sehen, wie lang die sind. Mir kam es vor, als sähe ich mich selber in meiner Kindheit Tagen, und so stimmte ich für den Hasen!«

»Pst«, sagte die Fliege, »ich will keine Rede halten, ich will nur kurz etwas sagen, – will nur sagen, dass ich mehr als einen Hasen eingeholt habe. Letzthin zertrümmerte ich einem der jüngsten die Hinterläufe; ich saß auf der Lokomotive vorn am Bahnzug – das tue ich oft, man erlebt so am besten seine eigene Schnelligkeit. Ein junger Hase lief lange Zeit vor der Lokomotive her, er hatte keine Ahnung, dass ich zugegen war; endlich aber musste er ausweichen, aber da zerschmetterte die Lokomotive ihm die Hinterbeine, denn ich saß auf ihr. Der Hase blieb liegen, ich fuhr weiter. Das heißt doch wohl ihn besiegen! – Allein, ich brauche den Preis nicht.«

»Mir scheint freilich«, dachte die wilde Rose, aber sie sagte es nicht, denn es ist nun einmal nicht ihre Natur, sich auszusprechen, obwohl es gut gewesen wäre, wenn sie es getan hätte – »mir scheint freilich, dass der Sonnenstrahl den ersten Ehrenpreis und auch den zweiten hätte bekommen müssen. Der Sonnenstrahl fliegt im Nu den unermesslichen Weg von der Sonne zu uns herab und kommt mit einer Kraft an, dass die ganze Natur dabei erwacht. Er besitzt eine solche Schönheit, dass wir Rosen alle erröten und duften. Das hohe Gericht scheint dies gar nicht bemerkt zu haben! Wäre ich der Sonnenstrahl, dann bekäme jeder von ihnen einen Sonnenstich – allein, der würde sie nur toll machen, aber das werden sie ohnehin. Ich sage nichts!« dachte die wilde Rose. »Friede soll im Wald herrschen! Herrlich ist’s, zu blühen, zu duften und zu leben, in Sang und Sage fortzuleben. Der Sonnenstrahl überlebt uns doch alle!«

»Was ist der erste Preis?« fragte der Regenwurm, der die Zeit verschlafen hatte und nun erst hinzukam.

»Der besteht im freien Zutritt zu einem Kohlgarten«, antwortete der Maulesel; »ich habe diesen Preis vorgeschlagen. Der Hase musste und sollte ihn haben, und so nahm ich als vernünftig denkendes und handelndes Mitglied Rücksicht auf den Nutzen dessen, der ihn erhalten sollte; jetzt ist der Hase versorgt. Die Schnecke darf auf dem Zaun sitzen und sich an Moos und Sonnenschein erfreuen; sie ist ferner zu einem der ersten Preisrichter beim Schnelllaufen bestimmt worden – es ist sehr viel wert, Fachleute im Komitee zu haben. Ich muss sagen, ich erwarte viel von der Zukunft; wir haben schon einen recht guten Anfang gemacht!«

Als ehemaliger Lehrer interessiert mich eine Parabel über die gerechte Bewertung von Leistungen, die in Hans Christian Andersens Erzählung „Die Schnellläufer“ vorliegt. Darin wird ausgezeichnet, wer „die größte Schnelligkeit … über das ganze Jahr verteilt“ erbracht hat. Dieses Kriterium ist in sich unsinnig, denn die größte Schnelligkeit kann man nur in einem bestimmten Lauf erzielen; es ist aber so gefasst, damit auch die Schnecke zum Zuge kommen kann, die schließlich den zweiten Preis bekommt, während der schnelle Hase den ersten Preis davonträgt.

Im Gespräch verschiedener Teilnehmer wird die Preisverleihung diskutiert, wobei die Diskutanten sowohl sich selbst wie auch ihre Kriterien bloßstellen. Das Gespräch dreht sich i. W. um die Fragen,

  • warum der Hase den ersten Preis errungen hat,
  • warum die Schnecke den zweiten Preis bekommen hat,
  • warum die Schwalbe keinen Preis gewonnen hat;

die Rose schließlich lehnt den ganzen Wettbewerb ab.

Warum hat der Hase gewonnen? Nicht weil er schnell gelaufen ist, sondern weil er Verwandte und Freunde im Preisrichterkollegium hat (so der Hase), weil er beim Laufen Haken schlägt, weil er so schöne lange Ohren hat (so der Maulesel) und weil H wie Hase der achte Buchstabe im Alphabet ist (so der Grenzpfahl). Diese Argumente sind so lächerlich wie die Begründungen dafür, dass ausgerechnet der Schnecke (schon in sich ein Witz!) der zweite Preis zuerkannt worden ist.

Bleibt noch zu klären, warum die Schwalbe keinen Preis gewonnen hat, obwohl sie doch am schnellsten fliegt (so die Schwalbe). Das begründet der Zaunpfahl – ausgerechnet ein Zaunpfahl und ein Grenzpfahl als Preisrichter, die sich um keinen Zentimeter bewegen können! – ganz unsachlich damit, dass die Schwalbe auch ins Ausland fliegt, ergo keine Vaterlandsliebe habe, aber für einen Preis in Betracht käme, wenn sie den Winter in der Moorheide verschliefe, also sich durchaus nicht bewegte (paradox!); die „Vaterlandsliebe“ zählt eben mehr als die Leistung.

Über die Arroganz der Fliege braucht man kein Wort zu verlieren; die Überlegungen des Grenzpfahls und des Maulesels sprechen für die Willkür, nach der die Leistungen der verschiedenen Tiere bewertet werden. Der Clou steht am Schluss: Die Schnecke wird zum Preisrichter beim Schnelllaufen ernannt, weil man ja schließlich Fachleute im Komitee haben muss.

Die Rose beteiligt sich nicht am Streitgespräch, sondern weist in ihren stillen Überlegungen alle Begründungen der Diskutanten zurück: Sie verweist auf die Schnelligkeit des Lichtes und die Schönheit der Sonne, welche die Rosen zum Leben erweckt (wieder die egozentrische Sicht). Aber dann kommt ihr entscheidendes Argument, das die ganze Preisrichterei als sinnlos erklärt: „Herrlich ist’s, zu blühen, zu duften und zu leben…“ Und wenn man dabei rennt, ist es auch gut; es braucht aber nicht ausgezeichnet zu werden. Mir scheint, dass die Rose das ausspricht, was Andersen mit seiner Parabel „sagen“ will – wenn man denn fragt, was er wohl sagen will, und sich nicht einfach an der herrlichen Geschichte erfreut.

Wenn man, ohne die Rose zu hören, über eine gerechte Bewertung der schnellen Bewegung nachdenkt, muss man natürlich Schwalbe und Hase als mögliche Sieger berücksichtigen, während die Fliege und erst recht die Schnecke dafür nicht in Betracht kommen; denn es wird nach der der größten Schnelligkeit gefragt – das ist eine eindeutige Frage (allerdings ohne den Zusatz „über das ganze Jahr verteilt“).

Die Erzählung erinnert mich an einen Cartoon, der vor 50 Jahren unter progressiven Lehrern verbreitet war: Da standen, wenn ich mich recht erinnere, ein Pinguin, ein Affe, ein Elefant und noch ein Tier – sagen wir Hase oder Igel – vor einer Palme und bekamen den Auftrag (= die Aufgabe), den Baum hochzuklettern; klar ist, dass nur der Affe diese Aufgabe lösen kann. Mit dem Cartoon wurde dagegen polemisiert, dass in der Schule allen Schülern die gleichen Aufgaben gestellt werden, obwohl vermeintlich klar ist, dass manche sie gar nicht lösen können, also mit einer Benotung ihrer Leistung zu Unrecht bestraft werden. Nun kann man natürlich zweifeln, ob die Unterschiede zwischen Kindern angesichts der schulischen Aufgaben so groß sind wie die zwischen Affe und Pinguin beim Klettern; unbestritten ist, dass es Unterschiede in der Begabung gibt. Aber wenn man nicht alle nach dem Kriterium der Leistung beurteilt, sondern die Aspekte des Hasen, des Maulesels, des Grenz- und des Zaunpfahls beachtet, dann landet man wieder in der Ständegesellschaft, wo Geld und Beziehungen das Fortkommen bestimmt haben. Das Kriterium der Leistung ist ein explizit bürgerliches Kriterium, das den Vorteil der vornehmen Herkunft ausschaltet.

Wiederum eine andere Frage ist es, ob man schwächer oder einseitig begabte Kinder gezielt fördern kann und will – das ist unter anderem (aber nicht nur) eine Frage des Geldes, das der Staat oder die Kommune für die Schule locker machen. Unterschiedliche Begabung darf aber kein Grund sein, von einer Bewertung nach den gleichen Kriterien abzusehen; eher sollte man (vor allem die Eltern!) mit der Rose überlegen, worauf es im Leben letztlich ankommt. Ich halte es jedenfalls gesellschaftlich für höchst bedenklich, wenn man die Anforderungen an die Schüler permanent senkt, nur damit alle (auch die mit einem IQ unter 100) Abitur machen können, was seit Jahren ein schulpolitischer Trend ist und durch die zentralen Prüfungen mit ihren klein gehackten Aufgabenstellungen (und der entsprechenden Vorbereitung darauf) befördert wird.

Bildungspolitik im Fernsehen

Heute Abend (14. Juni 2017) gegen 23 Uhr im WDR eine Sendung über PISA und die Folgen:

Einerseits angeblich wahnsinniger Leistungsdruck, burn out von Schülern usw., es zähle nur die Statistik und nicht das Kind –

anderseits die Klage, die Leistungsansprüche seien gesunken (z. B. Grundwortschatz nach Klasse 4), die Schulleitungen (und Ministerien) übten Druck auf Lehrer aus, gute Noten zu geben (dabei sind die Eltern vergessen, die nach meiner Erfahrung den größten Druck ausüben) …

diesen offenkundigen Widerspruch bemerken die Autoren der Sendung anscheinend nicht. Oder könnte es sein, dass zwar durchaus Druck (von Seiten der Eltern!) besteht, ihr Kind müsse unbedingt aufs Gymnasium, unbedingt die Eins oder Zwei bekommen (und Druck der Ministerien, bessere Noten im internationalen Vergleich zu erzielen), und dass gleichzeitig die Ansprüche an die Leistungen für Note 1 oder 2 sinken? Dass sich also die Wünsche der Politiker und die Wünsche der Eltern bei den guten Noten treffen, ohne dass für eine gute Schule mit guten Leistungen gesorgt würde? Oder ist das Ganze bloß TV-Geschwätz, weil man für einen Film Probleme braucht und „im Wesentlichen alles normal“ keine Sendung ergibt?

Neue Studie: Abbruch des Studiums

Es gibt eine neue Studie über Studenten, die ihr Studium vorzeitig abbrechen. Es zeigt sich, dass die Schüler des Gymnasiums als Studenten seltener davon betroffen sind als Studenten, die auf anderem Weg ihre Studienberechtigung erworben haben. – Die hohe Quote von 29% Studienabbrechern zeigt, dass die Berechtigung zum Studium nicht auch die Befähigung dazu unbedingt einschließt: Hier ergibt sich eine Aufgabe für die Schulen und für die Bildungspolitik, nicht jedem den Schein „Abitur“ in die Hand zu drücken.

Erfreulich ist jedoch die Tatsache, dass viele der Abbrecher eine Berufsausbildung beginnen; das hätten sie vielleicht auch schon früher tun können – wer weiß, wie viele ehrgeizige Eltern das verhindert haben?

http://www.zeit.de/news/2017-06/01/bildung-der-studienabbrecher—das-nicht-mehr-ganz-unbekannte-wesen-01175608

http://www.sueddeutsche.de/politik/bildung-hohe-schule-des-scheiterns-1.3531348

http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/studienabbrecher-wer-schmeisst-hin-und-warum-a-1150226.html

http://www.deutschlandfunk.de/studienabbruch-spaete-berufsausbildung-als-alternative.680.de.html?dram:article_id=387683

https://www.welt.de/politik/deutschland/article165147249/Migranten-scheitern-im-Studium-besonders-oft.html

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/neue-studie-zahl-der-studienabbrecher-steigt-an-15042502.html

Ganztagsschule – Theorie und Praxis

Insgesamt ist der Tagesablauf an einer „echten“ Ganztagsschule rhythmisiert, es gibt also einen Wechsel von Anspannung und Entspannung. Schule wird damit zum Lebensraum, wie deren Befürworter argumentieren. Zudem könnten echte Ganztagsschulen die Chancen gerade von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern verbessern.

In Hessen gibt es vor allem den „Pakt für den Nachmittag“. Pflichtunterricht steht dabei in aller Regel lediglich am Vormittag auf dem Stundenplan, nachmittags gibt es dann Betreuungs- und Freizeitangebote, die freiwillig wahrgenommen werden können. Das Land finanziert diese Schulen bis 14.30 Uhr, danach sind die Schulträger bis 17 Uhr in der Pflicht, die Angebote sicherzustellen. Auch die Eltern müssen einen Beitrag zahlen.

Die Bertelsmann-Studie zeige, dass „von Gleichwertigkeit der Lernchancen nicht einmal im Ansatz die Rede sein kann“, kritisiert Rolf Richter, Vorsitzender des Ganztagsschulverbands. Es fehle an einem verbindlichen Qualitätsrahmen und häufig auch an der Ausstattung mit pädagogischem Personal.

Angebote wie der Pakt für den Nachmittag zielten vor allem auf eine quantitative Ausweitung des Angebots sowie eine Verbesserung der räumlichen Ausstattung. Pädagogische Ziele könnten dabei aus dem Blick geraten. Um die Bildungsgerechtigkeit zu erhöhen, müsse der Ausbau von echten Ganztagsschulen vorangetrieben werden, fordert Richter.

(Ausschnitt aus dem Artikel von Peter Hanack in der FR: „Bertelsmann-Studie: Viel Zeit, aber zu wenig Lehrer“, über Ganztagsschulen in Hessen: http://www.fr-online.de/rhein-main/bertelsmann-studie-viel-zeit–aber-zu-wenig-lehrer,1472796,34163000.html)

Aus dem Artikel geht also hervor, dass sowohl am Personal wie an der Ausstattung der Schulen gespart wird – das gilt massiv auch für NRW. Was im Artikel nicht steht, was ich aber aus vielen Quellen weiß: Viele Lehrer – und zwar in allen Schulformen – sind fachlich oder pädagogisch nicht kompetent; man kann schon froh sein, wenn sie Dienst nach Vorschrift tun und sich nicht in Krankheiten flüchten.

Vgl. http://www.spiegel.de/schulspiegel/ganztagsschulen-ganz-und-gar-nicht-zufriedenstellend-a-1089615.html

http://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-die-ganztagsschule-hinkt-den-anspruechen-hinterher-1.2972151

http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/neue-studie-mogelpackung-ganztagsschule-14203920.html

https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Presse/imported/downloads/xcms_bst_dms_40015_40016_2.pdf (Studie)

http://www.bertelsmann-stiftung.de/de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/pid/fast-jeder-dritte-schueler-in-deutschland-geht-ganztags-zur-schule/ (Links zur Studie und zu den einzelnen Bundesländern)

Mehrsprachigkeit

Wenn man „Mehrsprachigkeit“ in der Suchmaschine eingibt, wird man überrascht, wie viele Institutionen und Vereine sich mit dem Thema befassen: Mehrsprachigkeit ist eine gesellschaftliche Realität in Deutschland, die auch deshalb zum Problem geworden ist, weil wir es politisch versäumt haben, anders als mit der naiven Forderung „Bitte alle Deutsch lernen – Deutschland ist kein Einwanderungsland!“ darauf zu reagieren. Insofern ist es zu begrüßen, dass Mehrsprachigkeit in der Vorbereitung aufs Abitur 2017/18 in NRW ein verpflichtendes Thema ist.

Ich habe bei google und ixquick jeweils die ersten 50 Links durchgesehen:

http://www.dgs-ev.de/fileadmin/bilder/dgs/pdf-dateien/broschuere_12.pdf (Sprachentwicklung bei Mehrsprachigkeit: wie Kinder mehrere Sprachen erwerben, wie sich Sprachentwicklungsstörungen bei mehrsprachigen Kindern ausdrücken, wie man Kinder im Sprachenerwerb unterstützen kann)

http://www.shlr.ch/media/downloads_sal/brosch%C3%BCre%20mehrsprachig%202012%20web.pdf (ähnlich)

http://www.zeit.de/2015/47/mehrsprachigkeit-kinder-vorteile (Reportage über Berliner Kita)

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/erziehung-kinderleicht-1.2813614 (ähnlich)

https://www.foermig.uni-hamburg.de/pdf-dokumente/spracherwerb.pdf (Spracherwerb zweisprachig aufwachsender Kinder – ausführlich, mit Fazit am Ende jedes Kapitels)

https://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/Mehrsprachigkeit_2012.pdf (Mehrsprachigkeit: Aktionen und Projekte in der Schule – praktische Anregungen, eher für Lehrer?)

https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrsprachigkeit (unausgewogen)

http://www.welt.de/wissenschaft/article13621609/Mehrsprachigkeit-verschafft-geistigen-Vorsprung.html („Wissen“: Mehrsprachigkeit – pauschal: ihre Vorteile)

http://www.welt.de/wissenschaft/article154185581/Wie-Mehrsprachigkeit-unser-Gehirn-veraendert.html („Wissen“: Wie Mehrsprachigkeit unser Gehirn verändert – pauschal: ihre Vorteile)

http://www.tagesspiegel.de/wissen/position-deutschlands-zukunft-ist-mehrsprachig/11183286.html (Plädoyer für Mehrsprachigkeit ->analysieren?)

http://www.nzz.ch/warum-englisch-allein-als-wissenschaftssprache-nicht-genuegt-1.5247130 („Englisch allein als Wissenschaftssprache genügt nicht“: Artikel der NZZ, kann bei Ixquick unter „Anonym öffnen“ geöffnet werden. – Ähnlich: http://www.baukammerberlin.de/2015/01/warum-englisch-allein-als-wissenschaftssprache-nicht-genuegt-vielfalt-statt-einfalt/)

http://paedagogik-news.stangl.eu/233/mehrsprachigkeit-chance-oder-risiko (Mehrsprachigkeit: Chance oder Risiko?)

https://www.bmbf.de/pub/Sprachenvielfalt.pdf (Broschüre des bmbf)

http://www.fmks-online.de/download/FMKS-Ich_kann_viele_Sprachen_lernen.pdf (Broschüre des Vereins fmks: Ich kann viele Sprachen lernen; Plädoyer für Immersion: Die Fremdsprache ist dabei immer mit Aktivitäten und Inhalten verknüpft, die für die Lernenden bedeutungsvoll und interessant sind.)

http://www.verband-binationaler.de/mehrsprachigkeit/ (Verband binationaler Familien und Partnerschaften: mehrere Broschüren)

https://www.vhs-braunschweig.de/vhshdf/dialogwerk/PDF/Praesentation-Kuepelikilinc.pdf (Thesenartig: Mehrsprachigkeit als Schatz, mit der kleinen Raupe Nimmersatt und praktischen Tipps zum Schluss)

http://home.edo.tu-dortmund.de/~hoffmann/ABC/ABC_Zuwand.html (Kleines A-B-C: Migration und Mehrsprachigkeit; viele Artikel, wichtig ist „Bilingualismus“)

http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs/DJI_Multikulti_Heft2.pdf (Dokumentation einer Tagung 1999 des DJI: Mehrsprachigkeit im multikulturellen Kinderleben)

https://www.testdaf.de/fileadmin/Redakteur/PDF/Forschung-Publikationen/Mehrsprachig_Zimm_Rupp.pdf (Symposion 2012: Mehrsprachig in Wissenschaft und Gesellschaft)

http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D24596.php (Historisches Lexikon der Schweiz: „Mehrsprachigkeit“)

http://europa.eu/pol/mult/index_de.htm (Mehrsprachigkeit in der EU)

http://www.europarl.europa.eu/aboutparliament/de/20150201PVL00013/Mehrsprachigkeit (Mehrsprachigkeit im Europ. Parlament)

http://www.iaf-bremen.de/projekte/mehrsprachigkeit.html (Links: News und Tipps zum Thema Mehrsprachigkeit)

https://www.foermig.uni-hamburg.de/bildungssprache/mehrsprachigkeit.html (Uni Hamburg: Kompetenzzentrum…: Literaturhinweise)

Vgl. auch den Kommentar 

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article154229289/Wie-Fluechtlinge-die-deutsche-Sprache-veraendern.html

Bildungsdefizite

Über „Die erschreckenden Bildungsdefizite junger Deutscher“ berichtet DIE WELT-online vom 11. April 2016 (http://www.welt.de/politik/deutschland/article154187052/Die-erschreckenden-Bildungsdefizite-junger-Deutsch).

Inzwischen erwerben 53% eines Jahrgangs eine Studienberechtigung. Das bedeutet nach Adam Riese und den Regeln der Normalverteilung, dass dabei Leute mit einem IQ unter 100 sind; das kann nicht gut gehen. Unter anderem liest man in diesem Artikel, dass die Zahl der Studienabbrecher stetig steigt.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article154187049/DWO-WI-Ausbildung-Abbruch-ag-1-jpg.html

„Doch nicht nur der starke Zulauf zu den Gymnasien habe die Standards absinken lassen. Problematisch sei auch, dass nicht mehr der Fachunterricht die Lehrpläne dominiere, sondern das neue Leitbild des „kompetenzorientierten Unterrichts“. Komme die fachliche Bildung jedoch zu kurz, flüchteten sich die Schüler in die Geschwätzigkeit, monieren die Experten. Im gesamten Bildungssystem habe sich eine „Kultur des Durchwinkens“ von der Grundschule über das Gymnasium bis zur Universität etabliert.“

Reformierter Stundenplan

In der SZ steht heute, 21. Dezember 2015, als Dekoration bzw. Illustration zu einem Interview mit Hans-Peter Meidinger ein reformierter Stundenplan: Er enthält die Fächer, deren Aufnahme in den Fächerkanon der Schule in den vergangenen Jahren von verschiedenen Leuten vorgeschlagen wurde. Das liest sich dann so:

Montag

  1. Ernährung
  2. Glück
  3. Programmieren
  4. Benehmen
  5. Sexualität und Partnerschaft
  6. Alltagswissen

Dienstag

  1. Selbstverteidung
  2. Schach
  3. Gesundheit
  4. Berufsorientierung
  5. Internetbildung
  6. Leben

Mittwoch

1. … und so geht das weiter, bloß für die dämlichen wissenschaftlichen Fächer wie Erdkunde, Biologie, Mathematik, Deutsch oder auch Musik und Kunst ist im Stundenplan kein Platz mehr. Das kommentierende Interview mit Herrn Meidinger vom Philologenverband ist recht vernünftig.

Abiturnoten 2000 – 2012

Es gibt bei der bpb eine Übersicht über die Entwicklung der Abiturnoten 2000 – 2012:

http://www.bpb.de/fsd/bildungsgrafik5/Abinoten_Laendervergleich.html

(und http://www.ksta.de/politik/diskussion-um-notendurchschnitt-und-bundesland-unterschiede-abitur-ist-laengst-nicht-gleich-abitur,15187246,30928804.html)

Dabei fallen Berlin, Brandenburg und NRW als die Länder auf, in denen es eine massive „Verbesserung“ (der Noten) gibt. Wer allerdings glaubt, der Verbesserung der Noten entspreche gleichermaßen eine Verbesserung der Schüler, dem ist nicht zu helfen. Die Verbesserung der Noten ergibt sich zumindest für NRW einmal aus der Veränderung der Aufgabenformate im Zentralabitur [die Aufgaben sind zumindest in NRW im Fach Deutsch stark vorstrukturiert, sodass die eigenständige Konzeption eines „Aufsatzes“ nicht mehr eingefordert wird], sodann aus einer Veränderung der Benotungspraxis – die lässt sich auch an den Universitäten feststellen, man vergleiche die Studienabschlüsse der Psychologen oder Biologen mit denen der Juristen oder der Maschinenbauer, vgl.

http://www.zeit.de/campus/2013/02/notenvergabe-hochschulen-ungerechtigkeit

http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/noteninflation-einser-fuer-alle-12115313.html

http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2627-12.pdf

http://www.zeit.de/2012/48/Hochschule-Notenvergabe

http://www.sueddeutsche.de/bildung/gute-noten-an-hochschulen-warum-die-einser-inflation-nicht-ueberrascht-1.1526490