Eine Erzählung – Reaktionen verschiedener Leser

Mein kleiner Vogel

Heute Morgen hatte ich alle Fenster und die Flügeltüren im Wohnzimmer geöffnet, um frische Luft ins Haus zu lassen. Als ich nach dem Frühstück ins Schlafzimmer ging, sah ich auf dem linken Fensterflügel einen kleinen grauen Vogel sitzen. „Geh raus, los“, sagte ich zweimal zu ihm, aber er blieb sitzen – vielleicht hätte ich dreimal „Flieg‘ raus“ sagen sollen; da musste ich auf einen Hocker klettern und ihm von hinten einen kleinen Schubs geben, damit er rausfliege.

Nach der Gymnastik kam ich ahnungslos erneut ins Schlafzimmer, da flog plötzlich der kleine Vogel vor mir durchs Fenster hinaus – ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Er hatte offensichtlich unser Haus oder meine Nähe gesucht, und ich erwog schon, ihn zu meinem Totem zu machen – vielleicht kam im kleinen Vogel ja der Geist meines Vaters zu mir, vielleicht hatte er eine Botschaft zu überbringen.

Nach dem Duschen kam ich angezogen noch einmal ins Schlafzimmer, da sah ich auf dem Fußboden, was der kleine Graue mir hinterlassen hatte; ich musste die Vogelscheiße aufwischen und habe die Fenster geschlossen, damit der Kleine nicht noch einmal hereinkommen konnte. Seine Chancen, mein Totem zu werden, sind beträchtlich geschwunden. 18. Juni 2021

Folgende Antworten habe ich darauf bekommen:

Eine schöne Geschichte; du hast schön erzählt. (mehrere)

Lieber Norbert, das ist eine schöne kleine Geschichte – aber schade, dass du den Vogelschiss missverstanden hast: Ich betrachte ihn als Geschenk für dich – was sonst hätte er gehabt, der kleine Vogel? (eine Frau)

Anfangs dachte ich: Den Titel hätte ich anders genannt, entweder „Der Vogel mit dem Vogel“, oder „Der Vogel, der seine Chance verschiss“, aber wenn man die Vogelart spezifiziert, sagen wir Spatzen statt grauen Vogel, dann würden solche Titel nicht gehen. Die Wendung ergibt sich durch die Scheisse, denn das änderte die Meinung des Erzählers. Gut gemacht. (ein Mann)

Guten Morgen, lieber Norbert, das mit den kleinen Vögeln kenne ich.
Auf der Dürerstraße hatte ich ein Rotkehlchen, das immer kam, sobald ich draußen war, und manchmal hatte ich das Gefühl, es versteht mich, wenn ich ihm etwas erzählte. (eine Frau)

Tja. (ein Mann)

Da hattest du ja ein „schönes“ Erlebnis am frühen Morgen. (eine Frau)

S. Geisel: Geschichten erzählen (Das Narrativ)

Es heißt: Der Mensch ist das Tier, das Geschichten erzählt – und die sind längst in der Politik angekommen. Allerdings ist bei einem erfolgreichen Narrativ nicht entscheidend, ob es mit der Realität übereinstimmt oder Fake News verbreitet.

„Kinder brauchen Märchen“, so heißt ein berühmtes Buch von Bruno Bettelheim. „Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben“, schreibt die amerikanische Autorin Joan Didion. „Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben. Wir interpretieren, was wir sehen, und suchen uns die praktikabelste der verschiedenen Lösungen aus. Wir leben voll und ganz darin, dass wir eine narrative Linie über verstreute Bilder legen.“

„Wenn man es aus dem biologischen Blickwinkel unserer Sinne her betrachtet, empfängt unser Geist von der Welt nur bruchstückhafte Informationen“, sagt Alberto Manguel. „Hätten wir nur diese Fragmente – ein Geruch, eine Farbe, eine Form, ein Klang –, ergäbe das Universum für uns keinen Sinn. Erst, wenn ich meine Vorstellungskraft einsetze, um eine Erzählung zu konstruieren, kann ich mit der Welt in einen Austausch treten.“

Alberto Manguel ist der Autor des Klassikers „Eine Geschichte des Lesens“. Er hat sein ganzes Leben darüber nachgedacht, warum wir Geschichten brauchen. „Ich glaube, dass es dafür einen biologischen Grund gibt. Nach Darwin entwickeln wir als Tiere Werkzeuge, um zu überleben, und die menschliche Gattung hat die Vorstellungskraft entwickelt, als Überlebenswerkzeug“, erklärt er. „Die Vorstellungskraft erlaubt es uns, eine Erfahrung zu machen, ohne diese Erfahrung tatsächlich machen zu müssen. Wir können uns vorstellen, was geschehen wird, wenn wir nach links oder nach rechts gehen, oder wenn uns jemand begegnet, und wir nutzen Geschichten dazu, die Vorstellung einer Erfahrung zu konstruieren. Wir benutzen den narrativen Impuls.“

Auch das Vergnügen, das Geschichten uns bereiten, sei kein Selbstzweck: „Wir nutzen Geschichten. Wir benutzen den narrativen Impuls. Vergnügen bereitet das Erzählen erst in zweiter Linie, wie bei den anderen Überlebensimpulse auch, es ruft alle möglichen Emotionen hervor. Es ist wie beim Sexualakt: Sein Ziel besteht nicht darin, uns zu befriedigen, sondern die Gattung fortzusetzen. Aber damit wir es tun, muss es uns Vergnügen bereiten. Und so verhält es sich auch mit dem Geschichtenerzählen: Sein Sinn besteht darin, dass wir uns in der Welt zurechtfinden.“ Um uns in der Welt zurechtzufinden, müssen wir sie uns zu eigen machen: „Unser Gehirn ist nicht nach den Dimensionen des Universums strukturiert. So denken wir uns die Dinge etwa in einer Reihenfolge: Etwas kommt vorher, etwas anders nachher, etwas ist rechts oder links, oben oder unten. Doch das sind Konventionen, im Universum existiert so etwas nicht. Um eine Erzählung zu konstruieren, muss man irgendwo beginnen.

Der Rote König in ‚Alice im Land der Spiegel‘ gibt dem Gerichtsdiener folgende Regel: ‚Fang mit dem Anfang an, geh weiter durch die Mitte, und wenn du zum Ende kommst, hör auf.‘ So funktionieren Geschichten. Aber die Welt funktioniert nicht so, deshalb fragen wir ständig: Wie hat es angefangen? Ah, Schöpfungsgeschichten! Und wie wird es aufhören? Da haben wir die Apokalypsen.“

„Und dort sehen Sie, wie die Kurve ansteigt“, sagt Michael Solf, „seit dem Ende der 70er-Jahre bis etwa zum Jahr 2000, dort kurz stagniert, um dann richtig abzuheben, und inzwischen findet sich das Wort in einer unteren mittleren Häufigkeit.“ Michael Solf ist Lexikograf. Für das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache bearbeitet er den Eintrag zum Stichwort „Narrativ“. Die Überarbeitung wurde nötig, weil das Wort in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen hat. „Unter einer Million Wörtern stecken sechs Narrative, aber wir haben natürlich viele, viele, viele Millionen Wörter. Das heißt, das Wort ist bei uns viele Tausend Mal belegt“, erklärt er.

Ursprünglich hatte der Begriff „Narrativ“ eine neutrale Bedeutung: „Was wir Ende der 70er-Jahre zunächst finden, das ist so etwas wie ein vorgefundener, konstruierter, sinnstiftender Zusammenhang zwischen einer Folge von Ereignissen und Sachverhalten.“ Doch das hat sich geändert: „Man kann aber feststellen, dass der Begriff Narrativ in politischen, gesellschaftlichen und ähnlichen Diskursen häufig benutzt wird, um andere Überzeugungen zu relativieren und sie als willkürlich zu kennzeichnen, als bloße Fiktion, als artifiziell, als etwas, das eigentlich nicht wirklich da ist.“ Für seine These, dass „Narrativ“ ein abwertender Begriff sei, hat Michael Solf einen ganz einfachen Beweis: „Versuchen Sie mal eine Ersetzungsprobe. ‚Das Narrativ von der Unterdrückung der Frau‘ – funktioniert das gut? … Wenn das nicht funktioniert, dann sind wir am Kern der Sache angekommen.“ Wer die Unterdrückung der Frau als bloßes Narrativ bezeichnet, negiert den Sexismus. Vieles von dem, was wir heute als Narrativ bezeichnen, hätte man früher Ideologie genannt: „Ich denke, das ist einer der Gründe für den Erfolg eines solchen Wortes. Als hätte man auf eine wissenschaftlich verbrämte Variante der Diskriminierung nur gewartet.“

„Es scheint, als hätten wir uns bisher getäuscht über das, was Gesellschaften und Nationen zusammenhält. Es sind nicht Verträge, Verfassungen, Gründungsmythen, gemeinsame Sprache und Kultur, Religion oder Ideologie. Es ist das Narrativ, Dummchen!“ So heißt es in einem Artikel, der 2018 in der „Welt“ erschienen ist. Der Journalist und Autor Matthias Heine schreibt in der Rubrik „Modewort“ über die erstaunliche Karriere des Begriffs „Narrativ“. Ursprünglich stammt das Wort aus dem Buch „Das postmoderne Wissen“ des französischen Philosophen François Lyotard. Lyotard verwendet darin den französischen Begriff „grand récit“. Diese Meta-Erzählungen seien in der Postmoderne in die Krise geraten, sagt Heine im Interview: „Das war eben geboren aus dieser von Lyotard so gesehenen Tatsache, dass die großen Erzählungen … der Vergangenheit – die Aufklärung, der Staat, der fürsorgliche Staat, die Nation – oder noch älter, das Christentum, ‚Gott ist allmächtig‘, dass die ihre Strahlkraft verloren hatten nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts, nach dem Zusammenbruch oder der Beschädigung des Kommunismus und er [der Mensch] plötzlich eine Art Verbalisierung suchte, in der man klar machen konnte, dass das eben alles Narrative, Narrationen, Imaginationen oder eben bloß Erzählungen sind und nichts Unveränderliches, und dass es immer einen Kampf solcher Erzählungen gibt.“

Früher galten diese Großerzählungen nicht als Narrativ, sondern als Norm. In der pluralistischen Gesellschaft werden sie abgelöst von Mikro-Narrativen: Jede Identität hat ihr eigenes Narrativ. „Ein Großnarrativ, das lange Zeit nicht infrage gestellt wurde, war ja Mann und Frau. Dass es einfach Mann und Frau gibt. Wenn Sie jetzt non-binäre Identitäten schaffen, schaffen Sie damit neue Mikronarrative, die dieses Großnarrativ infrage stellen. Und das ist eben alles natürlich Ausdruck einer Krise, die aber auch Aufbruch ist.“

„Humans are story-telling animals“, sagt der israelische Historiker Yuval Noah Harari in einer Online-Veranstaltung von Los Angeles Live Talks: „Menschen sind Tiere, die Geschichten erzählen. Unsere Identität basiert auf den Geschichten, die wir glauben. Kaum je gelingt es, Menschen zu politischem Handeln zu inspirieren, indem man ihnen wissenschaftliche Tatsachen erklärt. Wenn Sie den Leuten sagen: ‚e = mc²‘, eine grundlegende Gleichung der Physik – wer wird dann für Sie stimmen? Um Menschen zu inspirieren, brauchen Sie eine Geschichte, eine Mythologie, mit mehr oder weniger Nähe zur Wahrheit.“

Eine jüdische Lehrgeschichte aus dem 11. Jahrhundert: „Wahrheit, nackt und kalt, wurde an jeder Tür des Dorfs abgewiesen. Ihre Nacktheit machte den Menschen Angst. Als Parabel sie fand, kauerte Wahrheit in einer Ecke, zitternd und hungrig. Parabel bekam Mitleid, hob Wahrheit auf und nahm sie mit nach Hause. Hier kleidete sie Wahrheit in eine Geschichte, wärmte sie auf und schickte sie wieder los. Gekleidet in eine Geschichte, klopfte Wahrheit wieder an die Türen des Dorfs, und nun hieß man sie willkommen. Die Dorfbewohner luden sie ein an ihren Tisch und ließen sie an ihrem Feuer sitzen.“

Der Historiker Harari sagt: „Wenn sie den Menschen die Wahrheit sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, dann wird kaum jemand für Sie stimmen. So würden Sie nie Präsident oder Premierminister.“ „Die wahrscheinlich wichtigste Zutat, die Geschichten mit sich bringen, sind Emotionen“, sagt die Neurowissenschaftlerin und Autorin Maren Urner. „Das, was uns eben vor allem reizt, und warum wir Dinge besser abspeichern können, sind Emotionen, also deshalb funktionieren auch die reinen Fakten, wenn wir versuchen, die irgendwie weiterzugeben, niemals so gut, als wenn wir eine Geschichte drumherum erzählen.

Geschichten verbinden das faktische Wissen mit unserem erlebten Erfahrungshorizont. Das hat auch eine körperliche Dimension, so die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling 2017 in einem Vortrag auf der re:publica. „Alles, was wir denken, denken wir mit dem Gehirn, und das Gehirn ist angebunden an unsere Körper“, erklärt sie. „Deshalb schöpft das Gehirn, wenn es denken will, aus all den körperlichen Erfahrungen, die es abspeichern konnte vorher in unserem Leben. Dazu gehören Gefühle, visuelles Input, Gerüche, Geräusche, Geschmack, Bewegungen. Und wenn wir zum Beispiel Leute im Gehirnscan liegen haben, und die lesen den Satz: ‚John beißt in das Wurstbrot‘, dann feuert in dem Moment, in dem sie das Verb, das Handlungswort ‚beißen‘ lesen, die Gegend im Gehirn los, die damit zu tun hat, selber zu beißen.“ Wenn wir in Geschichten etwas sehen, hören oder riechen, versetzt uns das innerlich in Aktion. Auf Wörter, die etwas erzählen, reagiert unser Gehirn so, als würden wir das Erzählte tatsächlich erleben, berichtet Wehling: „Wenn das Gehirn auf so etwas zurückgreifen darf, dann freut sich das Gehirn ungemein. Wieso? Weil es da so richtig aus seiner Welterfahrung schöpfen darf, da hat es richtig viel zum Mitfeuern.“

[Ausführungen über die Firma Storymachine]

„Tod und Wiedergeburt, und das ist das Grundmotiv der Heldenreise: Einen Zustand zu verlassen, den Ursprung des Lebens zu finden, und in einem reicheren, reiferen Zustand wieder hervorgebracht zu werden“, sagt Joseph Campbell in der Gesprächsreihe „Die Macht der Mythen“. Berühmt wurde der amerikanische Mythologe mit seinem Buch „Der Held in den tausend Gestalten“. Campbell beschreibt die mythische Heldenreise als einen Weg mit klar definierten Stationen: Der Held oder die Heldin folgt dem Ruf zum Abenteuer, er oder sie verlässt die vertraute Welt, besteht Abenteuer und kehrt verwandelt zurück zu der eigenen Gemeinschaft. „Das ist die Tat des Helden: Aufbruch, Erfüllung, Rückkehr.“

Das Muster der Heldenreise findet sich nicht nur in Märchen, Mythen und Filmen. Campbell beschreibt es als archetypisches Prinzip, das in jedem einzelnen menschlichen Leben realisiert wird. Auch wir vernehmen beim Übergang von einer Lebensphase in die nächste den Ruf zum Abenteuer, den wir entweder annehmen oder ablehnen. Joseph Campbell beschreibt die individuelle Heldenreise als Reifungsprozess: „Die Reifung des Individuums: Es ist diese geradezu pädagogische Anleitung, der man folgt, das geht von der Abhängigkeit ins Erwachsensein, dann folgt die Reifung, und dann geht es zum Exit.“

Wir erzählen uns Geschichten, nicht nur, um zu leben, sondern um uns selbst zu optimieren und uns zu verkaufen. Wir haben aus dem Storytelling eine Industrie gemacht. Warum ist das Erzählen gerade heute so wichtig geworden? Der Abschied von den Großerzählungen, den François Lyotard diagnostizierte, ist nur einer von vielen Gründen.

Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner nennt einen weiteren: „Da denke ich einfach, dass diese Unsicherheit, die wir erleben, also wir jetzt im Sinne von gesamtgesellschaftlich gerade in den sogenannten besonders entwickelten Industrieländern, wo alles möglich zu sein scheint. Unsicherheit, weil wir zu viele Handlungsoptionen haben, zu viel, gemessen an dem, was unser Gehirn leisten kann. Übertragen auf die Berufswahl, die Partnerwahl, auf die Wahl, wie wir unsere Zeit verbringen, ist unser Gehirn in einem kontinuierlichen Überforderungsmodus. Das heißt, umso stärker, würde ich argumentieren aus Sicht der Neurowissenschaften, Psychologie, sind wir auf der Suche nach Narrativen, die uns Halt geben.“

Oder liegt es an der Informationsflut, wie Philipp Jessen von Storymachine vermutet: „Weil es so laut ist, weil es so viele Informationen gibt, weil es so viele Streitereien und öffentliche Diskurse gibt in einer unglaublich erratischen Lautstärke, dass die Leute gar nicht mehr wissen, wo hören sie hin? Und das ist natürlich der Grund, dass eine gut erzählte Geschichte natürlich durchdringt bei der ganzen Lautstärke, die es heutzutage gibt.“

Liegt es an der Politik, wie Alberto Manguel glaubt? „Vielleicht ist es tatsächlich so, dass wir uns heute stärker dem Storytelling zuwenden als zu anderen Zeiten. Auf jeden Fall leben wir in einer verwirrenden Zeit. Wir befinden uns wieder mitten in politischem Chaos. Wir dachten, der Faschismus sei ein Ding der Vergangenheit, doch er ist keineswegs vergangen. Die Faschisten erheben wieder ihren Kopf, als hätte es den Zweiten Weltkrieg nie gegeben. Und wir sind mitten in einer Pandemie. Nichts ist sicher. Wir brauchen Geschichten, um einen Sinn zu finden in einem Universum ohne Sinn.“

Geschichten bieten Halt, das zeigt auch der Blick in einen Märchenklassiker. „Da fingen sie an zu laufen, stürzten in die Stube hinein und fielen ihrem Vater um den Hals. Der Mann hatte keine frohe Stunde gehabt, seitdem er die Kinder im Walde gelassen hatte, die Frau aber war gestorben. Gretel schüttelte sein Schürzchen aus, dass die Perlen und Edelsteine in der Stube herumsprangen, und Hänsel warf eine Handvoll nach der andern aus seiner Tasche dazu. Da hatten alle Sorgen ein Ende, und sie lebten in lauter Freude zusammen. Mein Märchen ist aus, dort lauft eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine große Pelzkappe daraus machen.“

Sieglinde Geisel: Die Wirklichkeit erfinden. Fluch und Segen des Narrativs. Eine Sendung in „Zeitfragen“ des Deutschlandfunks Kultur, 31.05.2021

P.S. Dass „Narrativ“ abwertend gebraucht wird, kann ich nicht feststellen. N.T.