Musil gehört in den Deutschunterricht der Sek II!

Schon oft habe ich in Musils „Nachlass zu Lebzeiten“ (1936) gestöbert; einige der „Bilder“ gehörten bei mir zum festen Bestand des Unterrichts in Kl.13 (Reihe: Parabeln [Exkurs: Parabeln in Kl. 13 bieten den Vorteil, dass die Schüler nicht irgendwelches auswendig gelernte Zeug reproduzieren dürfen, sondern am kurzen unbekannten Text zeigen müssen, ob sie wirklich lesen können!]), etwa „Das Fliegenpapier“, „Die Affeninsel“, „Hasenkatastrophe“, dazu die „Kleine Lebensreise“ (1925, https://norberto42.wordpress.com/2014/08/06/robert-musil-kleine-lebensreise-text/).

Heute habe ich, nachdem ich den „Nachlass“ 1963 gekauft hatte, ihn endlich ganz zu Ende gelesen und bin begeistert. Da gibt es noch eine Reihe kleiner Prosastücke, die man unbedingt in der Sek II lesen kann (und die tausendmal besser sind als „modernes“ seichtes Zeug wie die Produkte von B. Schlink und Konsorten). Ich nenne beispielhaft „Schwarze Magie“ (über Kunst und Kitsch), „Denkmale“ (brillant!), „Wer hat dich, du schöner Wald…?“ (als Kontrast zu Eichendorff), „Der Riese Agoag“ und „Ein Mensch ohne Charakter“ (vielleicht etwas zu lang für die Schule?). Das alles sind Texte voller Klarheit und Bosheit – und wenn man sie nicht Schülern vorsetzen will, sollte man sie unbedingt selber lesen! Man muss aber einige Wörter und Namen nachschlagen, die man nicht kennt; die größten Schwierigkeiten hatte ich mit der Überschrift „Triedere“, die sich schließlich als Imperativ eines neu gebildeten Verbs „triederen“ erwies, das Musil von „Trieder“ (Anfang des 20. Jh. eine Bezeichnung des Prismenfernglases) abgeleitet hatte, erwies.

Text: https://www.projekt-gutenberg.org/musil/nachlass/chap001.html