Wie ungenau man von „genau“ spricht

Heute fiel mir in der SZ wieder auf, wie nachlässig mit der Partikel „genau“ umgegangen wird, die es laut Duden dekliniert nur in der Form „wir wissen nichts Genaues“ gibt.

Inzwischen hat man sich angewöhnt, davon zu sprechen, dass die genaue Zahl der Toten nicht bekannt ist – dabei gibt es keine genaue Zahl, sondern nur eine Anzahl, die man entweder kennt oder nicht genau weiß. Ebenso gibt es keine genaue Ursache eines Unglücks, sondern nur eine (oder mehrere) Ursachen, die man entweder kennt oder nicht genau benennen kann. Daraus ergibt sich, dass „genau“ mit einem Wissen verbunden ist oder im Verhältnis zu einer Vorschrift o.Ä. steht, die man genau (also wörtlich) befolgen kann oder eben nicht genau.

Inzwischen (10/23) hat sich herausgestellt, dass Hanna Zimmermann im heute-journal um 21.45 oft mit der Floskel „genau“ oder „ja, ganz genau“ ihren Beitrag einleitet, wenn sie vom Hauptredakteur angekündigt wird; das ist, mit Verlaub gesagt, völlig sinnfrei und von mir auch schon mehrfach moniert worden. Die SZ hatte kürzlich einen Artikel zu diesem jugendsprachlichen Unsinn, ebenso wie die ZEIT (2021-7). Ich denke, in den Nachrichten sollte richtig gesprochen werden, genau!