Gelegentlich schreibt (resp. schrieb) Enzensberger Gedichte nach folgendem Muster (die Strophengrenzen markiere ich durch Kursivschrift, anders geht es hier nicht):
Innenleben
Es schmilzt uns es blutet es lacht uns im Leibe
Wir tragen es auf der Zunge
Wir schütten es aus
Wir machen ihm Luft
Wir grüßen von ihm
Wir essen es in Aspik
Es ist steinern es ist weich
golden hart brennend gespickt
halb leicht tief gut oder schwer
gebraten gebrochen erweitert verfettet
Wir bringen etwas darüber und tragen etwas darunter
Wir legen die Hand darauf
Wir schließen etwas darin ein
Wir drücken etwas daran
Wir nehmen uns etwas dazu
Wir hängen es an etwas hin
Es hat Klappen Blätter und Damen
Es hat Fehler Schläge Gründe Beutel und Gruben
Anfälle Kammern und Lüste
Wir lassen uns etwas daran wachsen
und etwas darein schneiden
und etwas daran greifen
Ein Stein fällt uns davon herunter
Wir machen eine Mördergrube daraus
Wir haben es auf dem rechten Fleck
Es dürfte nicht schwer sein, nach diesem Schema auch Schüler Gedichte schreiben zu lassen: Redewendungen zu einem bestimmten Stichwort sammeln und geordnet aufreihen. Ich gebe aber zu, dass ich nicht der erste bin, der diese Idee hatte: https://deutschunterlagen.files.wordpress.com/2014/12/enzensberger-innenleben-artmann-herz.pdf
Diese Sammlung kann man auch für lingustische Untersuchungen nutzen (Wörterbucharbeit, sich notfalls aus dem Wörterbuch weitere Anregungen für Redewendungen holen…); vgl. auch Enzensbergers Gedichte „Unterschrift“, Einführung in die Handelskorrespondenz“, „Wunschkonzert“ oder „Lied von denen auf die alles zutrifft und die alles schon wissen“.
Vgl. Enzensbergers „Einladung zu einem Poesie-Automaten“